Elliptisches Denken braucht das UND

Die Frauen der kfb fordern eine größere Wahrnehmung bei kirchlichen Entscheidungsträgern. Es sind Männer. Das ist notwendig. Das verbindet sie auch ein Stück weit mit den Ordensfrauen. Auch sie verdienen mehr Aufmerksamkeit. Ihre Expertise, ihre Erfahrung, ihre Nähe zu Gott und den Menschen würde die hierarchische Männerkirche nicht nur bereichern, sondern auch verändern. Ein erstes elliptisches Paar, Frauen UND Männer in der Kirche liegt vor unserem „Konstruktionszirkel“.

Die Ellipse: Wurzel und Fremdkörper

Kardinal Schönborn hatte die Ehre – wie er selber sagte – in Berlin vor hochrangigsten politischen VerantwortungsträgerInnen zu sprechen. Das große I ist berechtigt, weil Bundeskanzlerin und Ministerinnen dabei waren. Die Headline ist krass formuliert. Wurzel gibt Lebenskraft, Fremdkörper stört. Ein Organismus ohne Wurzel stirbt oder verwelkt, erzeugt künstliches Über-Leben. Ein Fremdkörper im Organismus wird ausgestoßen, weil er das Immunsystem, das Herrschaftssystem bedroht. Zumindest isoliert wird der Fremdkörper. Jesus deutet sein ganzes Leben auf die Wurzel, auf Gott als Vater und Mutter im Himmel, hin und wird als Fremdkörper ausgestoßen. Harmlos gesagt. Der Sündenbockmechanismus wurde betätigt. Der Kardinal bedauert den Mainstream. Das Christentum liegt quer. Gerade hier fehlt mir das UND. Der Mainstream im Bereich der solidarischen Kranken- und Altersvorsorge gefällt mir. Der Mainstream in Richtung auf die unbedingte Gleichwertigkeit und Zugänglichkeit aller Bereiche für Frauen und Männer in der Gesellschaft gefällt mir. Der Mainstream  in Richtung Ausbeutung und Ökonomisierung des Menschen gefällt mir nicht. Was das bedeutet? Das Christentum ist nicht Wurzel oder Fremdkörper, sondern UND. Auch die katholische Kirche muss sich fragen lassen, ob sie nicht quer liegt, wo der Mainstream lebensförderlicher ist (Frauen in der Kirche). Das heißt umgekehrt. Die Gesellschaft ist für die Kirche Wurzel und Fremdkörper. Den Ordensgemeinschaften ist der „uferlose Zeitfluss“ fremd, wo sie die Tage bewusst „rhythmisieren“. Es braucht also Spiritualität in der Welt und es braucht Welt in der Kirche, damit die Charismen und Kompetenzen der Frauen dort auch ebenbürtig ankommen. Also kein Rückzug aus der Welt, sondern ein hineingehen in die Welt. Auch da ist das UND hilfreich: Welt und Kirche. Mensch und Gott. Ich und Wir.

Persönlich denke ich seit Jahren die Dinge des Menschen untereinander und mit Gott als Ellipse. Es braucht zur Konstruktion immer beide Brennpunkte. Und das UND.
Die Frauen der kfb fordern das zurecht ein, das UND. Auch Gesellschaft und Kirche brauchen das UND. Und umgekehrt