Dass ich ein eifriger Leser des Publik-Forum bin, habe ich schon dort und da fallen lassen. Dieser ungetrübte Blick auf die Wirklichkeit, die oft in Karikaturen auf den Punkt gebracht wird, möchte ich nicht mehr missen. Kirchliche Themen werden mit einer offenen ökumenischen Zielrichtung beschrieben. Projekte und Themen werden aufgegriffen, die noch keiner weiß und Monate später auf einmal breites Thema sind. Und immer die Blickrichtung nach „unten“. Profitiert habe ich oft schon von den Buchhinweisen. Diesmal habe ich eine CD bestellt mit dem Titel „Eure Sorgen möchte ich haben„. Prof. Hengsbach hält einen Vortrag am Katholikentag in Deutschland und reflektiert die Situation. Kurz: Die Kirche(n) handeln zu „selbstreferentiel“, sind müde geworden und ihr eigentlicher Auftrag ist ihnen „abhanden“ gekommen: Für die Menschen konkret da sein und gesellschaftspolitisch aktiv werden für die „Verlierer“.
Das Bild der Küchenschürze
Recht locker erzählt er ohne Verbissenheit von den „Scheintätigkeiten“ kirchlicher Würdenträger, ihre wichtige Wichtigkeit und das immer um sich selber kreisen. Dann greift er zu einem Bild, das im Auditorium ein Lachen und Applaus hervorgerufen hat, wenn er aufführt: „Erster Ort der Liturgie ist die alltägliche Lebenswelt in Familie, Beruf, Freizeit oder sonstiger Tätigkeitsfelder. Dabei ist das größte Sakrament die Küchenschürze. Jene Schürze, die Jesus umgebunden hat, um den Seinen die Füsse zu waschen. Er brachte ganz klar zum Ausdruck: Dienen und nicht bedienen lassen.“ Natürlich hängen einem solche Bilder über längere Zeit nach. Die CD habe ich mittlerweile schon vor einer Woche des nächtens – mit großer nährender Nebenwirkung – angehört. Immer wieder bringt Hengsbach die „Pastoral der Nähe“ ins Gespräch angesichts der immer größer werdenden „Seelsorgeräume“, der „Pfarrverbände“ oder wie das immer genannt wird. Das Bild der Küchenschürze taugt sehr gut dafür, die Intention Gottes zum Ausdruck zu bringen: Ich bin bei dir, in deiner Nähe, will dir helfen und deine Füsse frisch machen für dein Gehen auf deinem Lebensweg. Dann fällt mir Sr. Kunigunde Fürst ein, die in einem Interview „geklärt“ hat: Die Ordensschwestern sehen sich nicht mehr als Dienstboten der Kleriker. Die Küchenschürze wird „ge-gendert“ und alle miteinander dienen den Menschen. Das ist ein Zeichen, ein Sakrament – ganz konkret.