Das ist alles recht fragil

Der Franziskaner Franz Lackner wurde vom Domkapitel zum Erzbischof von Salzburg gewählt. Das weiß Österreich seit gestern Abend von der Kronenzeitung. Woher die Kronenzeitung das weiß, weiß niemand außer die Kronenzeitung. Was sicher ist: Nuntius Zurbriggen hat dem Domkapitel in der Vorwoche bei der Bischofskonferenz das Kuvert übergeben. Erzbischof Kothgasser hat von der Annahme seines Rücktrittsgesuches absolut niemanden erzählt. Ob das Domkapitel am Sonntag gewählt hat, „bestätigt“ niemand. Ein befreundeter Journalist einer namhaften österreichischen Tageszeitung erzählt mir am Telefon, „dass absolut niemand abhebt“. Schweigen. Das findet statt, wenn ein „partizipativen Prozess“ (Wahl aus einer Dreierliste) auf einen „autokratischen Vorgang“ trifft. Das „Geheimnissvolle“ steht bei Medien ganz oben bis hin zur „Skurilität“.

Transparenz auf Augenhöhe

Christian Jungwirth, www.bigshot.at

Christian Jungwirth, www.bigshot.at

Der SN-Artikel „Analyse: Üble vatikanische Bürokratie“ ruft schon Widerspruch hervor. Die Medien, die nach dem Prinzip „News“ ticken, werden jetzt wieder die „Schuldigen“. Sobald etwas geheim gehalten werden muss, hat es den größten Drang in die Öffentlichkeit. „Sag es aber niemanden weiter“ ist quasi die Garantie, dass etwas weitergesagt wird. Nehmen wir hier auch kurz die Regierungsverhandlungen herein. Schweigen und seitenweise Berichte. Ich frage mich: Warum können die drei Kandidaten am Tag der Wahl nicht nach Salzburg kommen, damit sie befragt werden können, ob sie annehmen oder nicht. Dann wäre es ganz einfach, weil nach der Wahl das Ergebnis und der Kandidat sofort bekannt gegeben werden könnte. Vorher wird mit dem Nuntius telefoniert. So könnte die Transparenz auf Augenhöhe wirkliche Partizipation bei den KatholikInnenn auslösen. Aber: Eine ganze Diözese ist ohnmächtig, etwas versüßt durch die Möglichkeit der Wahl durch das Domkapitel. Aber was war das für eine Wahl? Krenn, Laun und Eder. Wir kennen das. Ich wünschte den Diözesen mehr von dem, was ich bei den Ordensgemeinschaften erlebe, wenn dort Leitungsverantwortung  gesucht und weitergegeben wird: Gewählt und gilt. Der jeweilige Bischof und Rom wird davon informiert. Ausnahmen bestätigen die Regel: die Jesuiten. Es ist zu wünschen, dass die „Geheimniskrämerei“ bald ein Ende hat, damit das Bischofsamt selber nicht zu viel darunter leidet. Bischof wird man für die Menschen und nicht für den Vatikan.