Das Öl muss an die Oberfläche. Keine schädliche Kosmetik mehr. Auch in der Kirche

Der Meeresbiologe Gerhard Herndl beschreibt in der letzten Ausgabe der FURCHE (www.furche.at ) die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko mit einem riesigen Waldbrand.

Ausströmende Öl muss an die warme Oberfläche des Meeres

BP versucht mit Chemikalien das Öl in den tiefen Wasserschichten „zu halten“, damit es nicht an die Oberfläche glangt. Herndl wird gefragt, „ob das ein wirkunsvoller Ansatz ist?“ „Nein“, antwortet er in diesem Interview mit Oliver Tanzer: „Je tiefer die Meeresschicht, umso tiefer die Temperatur. Desto länger brauchen auch die Bakterien für die Ölaufspaltung. Das ist eigentlich schädliche Kosmetik.“ Er sagt ganz klar, dass das ausfließende Öl wirkliche Verwüstungen an den Stränden und in der Meeresbiologie anrichtet. Aber: Je schneller das Öl an die Oberfläche kommt, umso schneller kann der „Abbau“ passieren.

Müll in Netzen am Meeresgrund versenkt

Ich selber erinnere mich an die Firmlingsreise vor etwa 15 Jahren mit Firmlingen nach Assisi und den Abstecher ans Meer bei Pisa. Der Strand dort war eine Katastrophe. Nur Müll. Uns haben Einheimische erzählt, dass die Städte den Müll in große Netze fassen, zusammen mit den Steinen der nördlich gelegenen Marmorsteinbrüche und im Meer versenken. „Jetzt reisen die Netze und alles wird wieder angeschwemmt“. Tödliche Kosmetik. Den Firmlingen habe ich damals erklären können: „Aller Dreck des Lebens kommt wieder zurück und wenn du ihn noch so tief versenkst“.

Kirche in Österreich hat die Kosmetikabteilungen geschlossen

Was mit dem Öl geschieht (siehe auch Ägypten,….), das ist Jahrzehnte in der Kirche passiert. Ein starres autoritäres männliches Erziehungssystem hat Gefahrenstellen nicht gesehen und „austretendes Öl“ ignoriert. Alle psychlogischen „Chemikalien“ wurden eingesetzt, dass nur ja nichts an die Oberfläche kommt. Und das System lief weiter bis in die 70er und 80er Jahre. Jetzt ist die Zeit der Kosmetik Gott sei Dank vorbei.  Jeder Missbrauch des Vertrauens von Kindern und Jugendlichen kommt unverzüglich an die Oberfläche zur „Heilung“. Selbst die alten Netze mit dem „eingeschwerten Müll“ dürfen zerschnitten werden. Es darf ans Tageslicht. „Die Wahrheit wird euch frei machen“, sagen die Bischöfe mit dem Evangelium. Das ist ein wichtiger Schritt. Diesen Schritt sollten sie jetzt auch bei anderen kirchlichen Fragen gehen: bei Bischofsernennungen, in der Frauenfrage, …

Jetzt ist aber auch der Staat gefordert

Missbrach, Gewalt, Erniedrigung und Demütigung sind im kirchlichen System sichtbar geworden. Die Kirche hat den Mut bewiesen (oder wurde dazu von der Öffentlichkeit „gezwungen“), hinzuschauen. Daraus kann für alle sozialen Felder und Einrichtungen gelernt werden. Bis hin zur Familie. Der Staat selber sollte Kommissionen einrichten, um genau diese Tatsache des Missbrauchs überall an die Oberfläche zu bringen, damit sie trotz aller Verwüstung an den Ufern des Lebens geheilt werden können oder wie beim Öl „durch natürlich Bakterien (Hilfestellungen) aufgespalten werden können“.  Eigentlich bräuchte die Kirche keine eigene Opferkommission, wenn der Staat das allgemein anbieten könnte. Die Kirche könnte als Wiedergutmachung zum Beispiel  mit zwei Millionen EUR „einen öffentlichen Opfer-Fond anstoßen“, der aus verschiedenen gesellschaftlichen Quellen weiterhin gespeist wird, um den einzelnen Opfern ein optimales Umfeld zu ermöglichen, „dass Schaden so weit wie möglich wieder gut gemacht werden kann“.