Das Telefon hört tiefer hin

Schale fließt überTelefonieren tut gut, weil die menschliche Stimme uns erlaubt, sich in andere tiefer und kreativer hineinzuversetzen als die anderen gängigen technischen Kommunikationsmittel. Dadurch fühlen wir uns anderen stärker verbunden.  Wir wissen. Wenn ein Mensch stirbt, dann geht das Gehör als letztes. Es ist also das „tiefste Sinnesorgan“.

„Wer mit dem Auto fährt, bleibt daheim“, habe ich heute in einem Zoom-Gespräch „mit Video“ rund um die Zukunft der FH St. Pölten in die Runde geworfen. Die Analogie war für die Teilnehmenden gleich zu riechen. „Wer in den Laptop spricht, ist meist daheim, bleibt daheim, verlässt seine oder ihre Welt nicht mehr.“ Die eigene Welt verlassen ist Grundvoraussetzung, um Neuem zu begegnen, sich als soziales Wesen zu fühlen. Online genügt heute die Pyjama-Hose. Bin gespannt, wann die ersten Öffi-Busfahrer*innen damit in den Bus einsteigen, weil sie diesen Raum schon lange nicht betreten haben. Mutige wird es geben. Davon bin ich überzeugt.  Zurück zum Video-Gespräch heute vormittag.

Der Hintergrund ist wichtiger

„Du hast einen kreativen Hintergrund“, war die erste Meldung gleich nach der Begrüßung. Gut, den schildere ich hier nicht. Aber es zeigt mir, dass das Auge gleich in den Kontext, in das Framing meiner Präsenz fährt. Meine Erfahrung ist, dass ein Telefongespräch genau das „offen“ lässt. Ich rufe an, frage meist „Wo treff ich dich“ und wir können loslegen. Die Worte, die Tonalität der Stimme, die Geschwindigkeit des Sprechens beispielsweise machen es mir möglich, meine Bilder in den Kopf zu mahlen von meinem Gegenüber, drüben am anderen Ende der Leitung. Das Hören macht auf, es öffnet, reduziert. Nicht umsonst beginnt die Regel des hl Benedikt mit „Höre“.
Warum ich das erzähle? Ich schlage immer mehr Menschen vor, dass wir uns wieder mehr von den „Video-Chats und Video-Calls“ befreien und miteinander telefonieren. Die Augen können einstweilen zum Fenster rausschauen, im Notizbuch mitschreiben, an einem Bild „hängen bleiben“ oder einfach „leer“ werden. Das innere Auge hilft beim Zuhören.