Da meinen manche, es sei Gras darüber gewachsen. Selbst Josef Ratzinger soll in den späten 90-er Jahren den Bischöfen Anweisung gegeben haben, das Gras ungehindert wachsen zu lassen über die Fälle von Missbrauch und Gewalt, die in den 60-er und 70-er Jahren passiert sind. Das damalige allgemeine pädagogische Konzept mit quasimilitärischem Trill in den Knabenseminaren schien nach außen erfolgreich – wenn man die Schattenseiten ausblendete. Es ist damals sehr viel Gutes passiert. Dieses Milieu hat aber auch missbrauchsanfällige Einzelpersonen angezogen. Die österreichischen Bischöfe haben vor einigen Jahren ernsthaft überlegt, die „kleinen Seminare“ wieder zu beleben zur Förderung der Priesterberufungen.
Das Kreuz wird von innen beschädigt
Ali Grasböck hat in seinem Kommentar in den OÖN vom 26. Feber 2010 diese Zusammenhänge so zusammengefasst:
„Das Kreuz ist nicht nur Zeichen des Glaubens, es steht auch für die Kultur des christlichen Abendlandes. Es ist Angriffen ausgesetzt, man erinnere sich an die Diskussionen über Kreuze in Schulklassen. Manchmal wird es auch im Wahlkampf missbraucht, weil man damit Stimmen und Macht gewinnen will („Abendland in Christenhand“). Der größte Schaden droht dem Kreuz jedoch aus den Reihen derer, die es im Namen Christi tragen. Die erschütternde Vielzahl an Verbrechen durch so genannte Gottesmänner birgt die Gefahr, dass das Kreuz in vielen Köpfen eine zusätzliche Bedeutung bekommt: als Symbol für sexuellen Missbrauch. Die Schamlosigkeit ist atemberaubend. Man darf annehmen, dass es vorwiegend gläubige Christen sind, die ihren Kindern Gutes tun wollen, indem sie sie der Kirche näherbringen. Und ausgerechnet dort, wo man sein Kind in besten Händen glaubt und wo so viel von Seelenheil gesprochen wird, werden Kinderseelen durch Missbrauch zerstört. Widerlicher kann ein Vertrauensbruch nicht ausfallen. Noch abstoßender wird das Bild bei der Vorstellung, dass es auch Serientäter im Priesterkleid gibt. Und dass diese Männer vielleicht nur deshalb immer wieder zuschlagen konnten, weil Verdachtsmomente unter den Teppich gekehrt wurden. Der Papst muss sich vorhalten lassen, in seiner früheren Funktion als Präfekt der Glaubenskongregation im Jahr 2001 alle Bischöfe dazu vergattert zu haben, bei Pädophilie absolute Geheimhaltung zu wahren. Die Kirche braucht keine Ratschläge von außen, und es ist ihre Angelegenheit, wie sie es mit der Sexualität hält. Aber wenn ihre Vertreter kriminell handeln, haben weltliche Maßstäbe zu gelten. Das ungute Licht, das auf das Kreuz fällt, trifft leider auch die vielen Priester mit reinem Gewissen. Sie werden damit leben müssen. Denn es ist nur natürlich, dass Eltern zunehmend vorsichtig werden, wenn es um Kind und Kirche geht.“
Die so beschriebene Stimmung ist jene, die mir in Gesprächen heute entgegenschlägt. Sprachlos stehe ich da und sehe, wie das Kreuz Jesu von innen demontiert wird. Es muss gelingen, dass Menschen unterscheiden lernen zwischen der Kirche des Volkes Gottes (Volkskirche) und der Kirche der Hierarchie. Der offene und uneingeschränkte Blick auf die eigene Schuld und die Fehler der Kirche selber wird Befreiung bringen. Mich wundert immer, dass sich mit dem Eingeständnis der Schuld die Hierarchie so schwer tut. Entschuldigen muss sich die Kirche aber weniger mit Worten, sondern mit der offenen und vertrauensvollen Erneuerung auf allen Ebenen – mit einer veränderten Körpersprache. Auch wenn jetzt noch so viele Worte kommen, der Mensch von heute schaut auf den ganzen Organismus. Und wie damals höre ich jetzt vom „harten Durchgreifen“. Das ist die Folge der Hartherzigkeit. Angst wird gesät und das Rad dreht sich unbarmherzig weiter- in gewisser Weise auch den Opfern gegenüber.
Barmherzigkeit sollten wir ausstrahlen. Das verlangt eine Tiefe Demut. Ein Herabsteigen. Ein Hinwenden. Ein unverbogenes Schauen und Hören. Ein still werden, damit die Barmherzigkeit Gottes Platz nehmen kann.
2 Kommentare
Hallo Ferdinand,
wie kannst du nur so über Papst Benedikt schreiben und ihn verleumden?!
Sei doch bitte so fair und mach das nicht.
danke,
lg Moni
Da, schau:
http://www.zenit.org/article-19842?l=german
Papst: Im Zentrum steht die Heilung der Missbrauchten
Papst: Missbrauch ist ein verabscheuungswürdiges Verbrechen und schwere Sünde
lg Moni