Der Borkenkäfer koaliert mit der Trockenheit

Meine gehende Morgenrunde führt mich normalerweise zuerst weit hinunter und dann wieder zurück herauf. Hätte ich die Schier angeschnallt, wäre die Abfahrt einfach toll, schön steil und der Sonne entgegen. So gehe ich per Pedes am Schilift vorbei hinunter bis „in den Graben“ (Haselgraben), vorbei an den Baumstümpfen der dort einmal gestandenen Bäume. Der Borkenkäfer hat die Motorsägen aktiviert.

Der Klimawandel ist mächtiger als Corona

Die Wasser in den Bächen sind schon sehr klein. Seit Tagen trocknet der Ost-Wind Österreich aus, auch das Mühlviertel.  Wenn ich als Bub früher ganz selten vom „vorderen Wind“ gehört habe, dann war die Heuernte erfolgreich. Das Heu ist bei diesem Wind rasend schnell getrocknet. Damals eine Hilfe für die Bauern. Heute kämpft sich die Vegetation gegen das Austrocknen. Überall Staub, nicht nur von Blüten. Die Felder, Wiesen und Wälder wissen nicht, wie sie diesem trügerischen trockenen Ostwind Paroli bieten sollen. Der Borkenkäfer hingegen jubelt. Er wurde heuer wie selten sehr früh aktiv. Da ich kein Biologe oder zertifizierter Waldexperte bin, verlasse ich mich auf meine jahrelangen Beobachtungen und Gespräche mit Betroffenen. Auch auf meiner Morgenrunde, wo vor zwei Jahren ein Bauer seinen gesamten Waldbestand schlägern musste. Der Borkenkäfer hatte mit der Trockenheit koaliert und seine Fichten „eliminiert“. Klar: „Wie soll sich der Baum in dieser  Trockenheit mit der Bildung von Harz gegen den Käfer wehren?“, fragte er ziemlich ratlos. Die Motorsäge musste Überstunden machen. Im Herbst hat er aufgeforstet. Mit meinem Auge erkenne ich freudig, dass er Mischwald angepflanzt hat. Verschiedene Laub- und Nadelholzbäume. Aus meiner Sicht ist Diversität die Basis, um „dem Käfer“ und der sich ausbreitenden Trockenheit auf Dauer die Stirn zu bieten. Aber: Heuer plagt die kleinen Pflanzen nicht der Käfer, sondern genau diese Ost-Trockenheit. Sie kommen nicht vom Fleck. Das Wasser ist zudem nicht vorhanden, um ihnen mit einem kleinen „Wasserstoß“ in die Wurzeln zu helfen. Selbst der „von Diversität geprägte Neubeginn“ dieses Waldes scheint zu vertrocknen. Auf der anderen Seite des „Grabens“ (Haselgraben) bestätigt sich von Tag zu Tag immer mehr: Der Borkenkäfer legt zusammen mit der Trockenheit ganze Wälder um. Der Klimawandel ist mindestens so mächtig wie Corona. Aber vielleicht will uns Corona ohnehin nur sagen, dass wir klimagerechter, ökologischer und nachhaltiger leben sollen. Wer weiß?