Der Mensch wird Assistent

999_IMG_6149Wer heute die Presse aufschlägt, wird in irgendeiner Form dieser Meldung begegnen: „Zuckerbergs Ziel: Künstliche Intelligenz fürs Zuhause„. Dort heißt es: Der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg will sein Zuhause mithilfe künstlicher Intelligenz steuern. Er habe sich für dieses Jahr vorgenommen, einen digitalen Assistenten zu programmieren. Er denke an etwas ähnliches wie der Computer Jarvis von „Iron Man“ Tony Stark, der in den Filmen immer zu Diensten war.

Wer dient hier wem?

Ich erinnere mich noch genau, wie David Bosshart beim Ordenstag 2014 recht nüchtern etwa so gemeint hat: „Jede Innovation hat als Motivation die Bequemlichkeit.“ Der Mensch will es bequemer haben. Er lässt sich die Schuhe machen, damit er nicht selber dabei stehen muss. Und verlernt das Schuhe-Machen. Er lässt sich vorkochen, damit er die Fertiggerichte nur mehr in die Micro schieben muss. Und verlernt das Kochen. Er lässt sich bald ein selbstfahrendes Auto kommen, damit er dort während der Fahrt in den Fernseher, das Computerspiel schauen kann. Und verlernt das Gehen und Radfahren. Es soll alles möglichst bequem sein. Füsse in die Höhe und und das Leben fließt herein. Meist aus einem viereckigen Schirm. Und: Lenkt mich dann bitte nicht ab. Auch das Neugeborene dieses angeblich so großen Mannes dieser Erdkugel muss sich über diesen neuen Assistenten melden: „Der Computer solle ihm auch Bescheid geben, wenn er im Zimmer seiner neu geborenen Tochter vorbeischauen sollte.“ Beziehung und Begegnung nicht mehr durch Nähe, durch Akustik, durch Intuition, sondern durch digitale Verbindung. Wahrnehmung durch Kameras und Mikrofone: „Ich werde ihm beibringen, Freunde nach einem Blick auf ihre Gesichter hereinzulassen, wenn sie an der Tür klingeln.“ Das kennen wir da und dort schon bei den ganz Reichen und Abgehobenen in den „Reichenviertel der Beziehungslosigkeiten“. Vielleicht bin ich rückständig. Aber ich will selber hören, sehen, riechen, schmecken und entscheiden. Papst Franziskus beschreibt in #LaudatoSi ein „Transeamus“, ein Hinübergehen vom technokratischen Menschenbild zum ökologisch-spirituellen Weltbild mit einfühlsamer Menschenbeteiligung. Dort ist alles mit allem in Verbindung. Aber sicher meint er nicht die hunderprozentige technisch-digitale Vernetzung des Menschen. Er meint die empathische, liebende, wärmende haptische und analoge Begegnung. Er meint die Achtsamkeit, die ich spüre und nicht über einen Bildschirm angezeigt bekomme. Dazu: Wer der Bequemlichkeit immer mehr Platz gibt, verliert den Schlüssel zum Leben. Er oder sie ist schon zum Assistenten der „unterhaltenden und steuernden Gerätschaft“ geworden. Der Mensch als Assistent in den gesteuerten Systemen. Ein Beispiel: Der Lift bringt dich bequem nach oben und du saust toll nach unten. Das habe ich jahrelang gemacht. Seit ich auf Schiern den Berg hinaufgehe, kann ich die Abfahrt ganz anders genießen. Und eine wohltuende Müdigkeit erfasst mich, die keine „digitale Ablenkung“ mehr braucht.