Der Schnee des Pessimismus und das Eis des Zynismus

8764_600„Wann bist du alt?“ Diese Frage schwebte in den letzten Tagen durch mein Leben. Es kam weniger aus der eigenen Situation, sondern mehr aus den Begegnungen und Erfahrungen. Drei Tage durfte ich als „Mitbruder“ mit den Ordensoberinnen in Vöcklabruck tagen. Stichwort: „altersgemäß leben“. Am Ende der Tagung erreichte uns ein Fax des Bischofs von Rom mit dem Wunsch, dass das Zusammenleben der Jungen und Alten gelingen möge. Der abendliche Besuch bei meiner 84-jährigen Mutter zeigt immer wieder Lebenswillen und -freude. Heute besuchen wir meine Deutschprofessorin Sr. Roswitha Reischl mit ihren 88 Jahren in Bad Mühllacken. Sie ist ganz „begierig“ auf neuen Lesestoff. Sie ist hellwach, obwohl sie Schmerzen mitzutragen hat. Heute Vormittag begegnet mir in der St. Anna Kirche dieser Text nach der Kommunion und er „trifft“. Mit dem Verzicht auf Begeisterung….

Ab wann sind wir wirklich alt?

6555_600Albert Schweizer fand eine ganz eigene Art, das Alter zu zählen: „Niemand werde alt, nur weil er eine Anzahl Jahre hinter sich gebracht habe. Alt werde man nur, wenn man seinen Idealen Lebewohl sage: „Mit den Jahren runzelt die Haut, mit dem Verzicht auf Begeisterung aber runzelt die Seele. Sorgen, Zweifel, Mangel an Selbstvertrauen, Angst und Hoffnungslosigkeit – das sind die langen Jahre, die das Haupt zur Erde ziehen und den aufrechten Gang in den Staub beugen.“ Erst wenn die Flügel nach unten hängen und das Innere des Herzens vom „Schnee des Pessimismus“ und vom „Eis des Zynismus“ bedeckt werden, erst dann sei man wirklich alt.