Der Zweifel als kleiner Bruder, kleine Schwester des Glaubens

„Der ungläubige Thomas“, so wird er bezeichnet, der Zweifler an der Auferstehung Jesu. Das Evangelium wird staatstragend vorgelesen und am Schluß bekommt der den Tipp vom Auferstandenen selber: „Sei nicht ungläubig, sondern gläubig.“ Weil er gesehen, gefühlt und mit den Händen begriffen hat, fand er zum Glauben.

Den Weg zum Glauben nicht unterschlagen

Mir geht das immer zu schnell. Vorgelesen und schon kann er glauben, der Zweifler. Ich lobe mir diesen gesunden Zweifel. Nicht auf alles hereinfallen, was jemand behauptet. Eine gesunde Distanz zu den Dingen, die ich nicht sehe. Hätte Thomas nicht so fest gezweifelt, wäre er nicht zum Glauben, zu dieser Begegnung und Einsicht gekommen. Zu oft werden meiner Wahrnehmung nach die Zweifler aus der Kirche „getrieben“. Frag nicht lange nach, glaube. Dabei ist der Weg zum Glauben, zum tiefen Glauben an den Gott der Liebe und Auferstehung sehr oft gepaart mit tiefen Zweifel, ja manchmal Verzweiflung. Außerdem wir ein Glaube, der den Zweifel nicht kennt, oft fanatisch und fundamentalistisch. Da lobe ich mir den kleinen Bruder, die kleine Schwester, den Zweifel. Wer sein Leben elliptisch denkt, wird sehen, dass sich die Ellipse des Lebens immer aus dem Brennpunkt des Zweifels und des Glaubens konstruiert. Wer einen Brennpunkt ausklammert, wird keine ganze Ellipse schaffen.

Zwillinge im Mutterleib: Glaube und Zweifel

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