Die aufgezogene Mauer zur Zivilgesellschaft

göttwTraiskirchen kennt mittlerweile jede und jeder. Die Emotionen sind unterschiedlich. Da Distanz und dort eine Welle der Hilfsbereitschaft. Da „Gott sei Dank ist das nicht in meiner Nähe“ und dort die drängende Frage „Wann werden diese Menschen endlich aufgeteilt?“. LH Haslauer von Salzburg hat laut SN bei der Eröffnung in Richtung Flüchtlingssituation gemeint: „Wir regeln ihre Untätigkeit und stricken daraus Faulheit. Wir geben ihnen das Notwendigste zum Leben und werfen ihnen vor, dass sie es annehmen.“ Er zitiert noch Erwin Ringel: „Diese Angst [vor dem Fremden] ist natürlich nichts anderes als mangelndes Selbstwertgefühl. Der Mensch, der ohnehin alles fürchtet, fürchtet natürlich ganz besonders den Fremden.“

Eine fremde Agentur

Natürlich frage ich mich in den laufenden Auseinandersetzungen oft, warum vielen bei dieser Flüchtlingswelle die Flüchtlinge so fremd bleiben. Im ganzen Mosaik der Erklärungen wurde mir bei einem Gespräch von Caritas, Diözesen und Orden auf Österreichebene ein Faktor klarer, der eine größere Rolle spielt als so manche denken. Ich bin jetzt kein Sozialexperte. Aber eines habe ich verstanden. Für die Erstaufnahme hat das Innenministerium ohne Ausschreibung eine Schweizer Sicherheitsfirma beauftragt und die NGO’s der Zivilgesellschaft „ausgebremst“. Niemand kann sagen, zu welchen Bedingungen diese Firma arbeitet. In jedem Fall steht „Profit mit Not“ schon vor längerer Zeit im Falter und weiter: Das Innenministerium schreibt die Betreuung von Flüchtlingen neu aus – und tut alles dafür, dass karitative Organisationen beim millionenschweren Auftrag nicht zum Zug kommen. Die Innenministerin (VP) hat beinhart privatisiert. Und jetzt wachsen ihr die Probleme über den Kopf. Warum? Sie kann den inneren Zusammenhalt der Zivilgesellschaft nicht „anzapfen“, weil die „fremde Agentur“ die Flüchtlinge fremd hält. Sie werden weggesperrt (siehe Traiskirchen), anstatt der Zivilgesellschaft übergeben. Ich denke an New Orleans. Dort wurde auch die Katastrophe privaten Firmen „anvertraut“. 82 Milliarden Dollar wurden hineingepumpt und 50.000 Häuser bleiben verwüstet. Ganz offen wird von Korruption und Bereicherung gesprochen. Der 7.000 Einwohner zählende Stadtteil der Viet-People in New Orleans hat die Katastrophe nach 6 Monaten ohne einen Cent von der Regierung beseitigt gehabt. 3-4 Meter stand das Wasser. Gemeinsames Engagement der Betroffenen im Netz der katholischen Community dort haben die Katastrophe beseitigt. Die Pfarren, kirchliche Personen, Ordensfrauen und -männer tun heute viel, viel mehr als viele sehen und doch zu wenig, was wieder einige „fordernd anmerken“. Sobald Flüchtlinge in der Zivilgesellschaft angekommen sind, werden die „Probleme“ gelöst. Da gibt es berührende Beispiele. Der Innenministerin sei gesagt: Haltet die Flüchtlinge nicht fremd. Entfernt die „fremde Agentur“ und lasst die zivilgesellschaftlichen NGO’s mit den vielen Freiwilligen nach Traiskirchen. Da bin ich wahrscheinlich ohnehin der zig Tausendste, der das fordert. In New Orleans hat es geheißen: Gebt die Stadt den Betroffenen. Gebt die Flüchtlinge den Menschen und haltet sie nicht in ihrer Untätigkeit gefangen.