Die Champions League und die leeren Schipisten

999_IMG_5925„Wir wollen zu den besten gehören“, höre ich seit Jahresbeginn immer intensiver in der OÖ Politik von ganz oben. Damit will der ganz oben unseren Ehrgeiz anstacheln. Er trifft damit auch die oberösterreichische Seele, die immer auch nach oben sucht. Aber bei weitem nicht nur. Es heißt aber litaneiartig: Wir müssen die besten Köpfe nach OÖ holen. Koste es, was es wolle.

Aber was bedeutet Champions League für jede/n ?

Bei  Champions League denke ich an Fußball, volle Stadien, Millionen an Umsätzen und Fernsehzuschauer (ich verzichte auf das Binnen-I) und elf aktiven Fußballern (auch hier kein I). Sie laufen, sie trippeln, sie unterhalten uns mit der runden Kugel 90 Minuten lang. Mehr oder weniger. Über die Preise unserer alltäglichen Produkte (Auto, Bier, Netzbetreiber, Marken) bezahlen wir diese „Milliarden-Maschinerie“. Elf laufen und Millionen sitzen. Nein: Springen auch manchmal auf. Und konsumieren. Elf kassieren und wir Millionen zahlen die Champions, inklusive Hintermänner und Agenturen. Dort wollen wir hin, heißt es im schwarzen Umfeld seit ein paar Jahren. Die besten, die teuersten, die international renommiertesten Persönlichkeiten holen wir. Damit steigen wir ein in das Geschäft der Champions League. Viel Geld für wenige, Unterhaltung für alle. Bewegung bei wenigen. Passiv-Sport bei vielen. Soweit das Paradigma.

Die SchifahrerInnen sind schon in der Champions League

Schauen wir woanders hin, auf den „Schizirkus“, wie er sich selber nennen lässt. Österreich ist Weltspitze. Ganz oben. Dort fahren einige für uns um Gold bis Bronze. Alles andere ist uninteressant in der „Stangen-Champions-League“. SchifahrerInnen werden in der Werbebranche als „Markengesichter“ vorgeführt. Da geht es um viel Geld, das über unseren Warenkorb finanziert wird. Beim Schifahren sind wir dort, wo OÖ hin will. Ganz oben. Und mit welchen Folgen?

Die Schipisten sind leer

Dieser Tage hat ein befreundeter Familienvater ein Foto von der Schipiste in Hinterstoder auf FB gepostet: „@Hinterstoder: Leere und tolle Pisten!“ Was bedeutet das? Wir sind beim Schifahren in der Champions League und die Leute fahren nicht mehr Schi. Wir haben es ganz nach oben geschafft und das dahinter liegende „Aktivitätsmodell Schifahren“ stirbt gerade. Freilich: Schröcksnadel hat in den letzten 25 Jahren alle kleinen Lift mit rechtlicher Akribie und der Sichtweise „Schischaukel“ umgebracht. Je größer, desto cooler. Alle sollten an den Champions-Pisten wedeln, Lust am Carven entwickeln, sich als toll erleben. Wir gewinnen heute zwar Goldmedaillen, die Pisten bleiben leer.

Die Lust am Leben

Ganz ehrlich: Wir sollten nicht nach oben streben, sondern die Freude am Kicken in den Parks und Hinterhöfen „just for fun“ anwerfen. Nicht die Streif bringt uns alle weiter, sondern der schneebedeckte Hügel oder die Gstetten in der Nähe. Da wird die Lust am Schnee, an der Bewegung an der Basis spürbar und nicht an die Champions League, an die Streif delegiert. Die Gesellschafts-Elite braucht „die Streif“. Der Geld-, Medien- und Wirtschaftsadel inszeniert sich und macht den Anschein des „Millionengeschäftes“ für Österreich. Durchatmen. Gedanke: Gestalten wir Wirtschaft mehr nach dem Commons-Prinzip (auch weltweit) und weniger nach dem Ranking-Prinzip. Geben wir der „intrinsischen Lust am Arbeiten“ mehr Platz als der „extrinsischen Weltrangliste“. Lokale Klein- und Mittelbetriebe werden links liegen gelassen. Die vielen lokalen Vereine und Initiativen wollen und können nicht in die Weltrangliste. Einzelne Primarii machen Image, die 423 Knieoperationen müssen oft schlecht bezahlte Ärzte machen. Gemeinden organisieren Fahrkarten für das Musiktheater und haben keine Ressource mehr für die lokalen Kulturinitiativen. Es geht nicht um die Goldmedaille, sondern um die Lust am Arbeiten, an der Bewegung, am Leben. Ich möchte PolitikerInnen ermutigen, das mehr zu sehen. So wie hier.