Ein einfaches Kreuz geht durch die Zeit

fkreuzDas Leben bereitet mir immer wieder schöne Überraschungen. So diese. Im Posteingang finde ich ein Email, das die frühen Jahre ab 1982 als Pastoralassistent in der Dompfarre Linz ein wenig ausleuchtet. Es rührt mich deshalb an, weil ich manche Details selber gar nicht mehr so präsent hatte. Es geht um ein ganz einfaches Holzkreuz im Linzer Mariendom. Aber wie kam es zu dem Kreuz?

Darf ich mich wegen einer Frage an Dich wenden?

„Damals in der Domjugend hat mein Bruder Ernst, der Tischler war, ein Kreuz für die in der Fastenzeit stattfindenden Jugendkreuzwege gezimmert. Du hast es mit Deinem Citroen (-> Ente ) von meinem Elternhaus abgeholt. Von letztem Mittwoch bis gestern war ich bei den Karmeliten auf Exerzitien. Dabei hatten wir auch längere Pausen – vor allem zu den Essenszeiten. Da der Dom ja nicht weit vom Karmelitenkloster entfernt liegt, hab ich Freitagabend, in der Pause nach dem Abendessen, wieder mal den Dom besucht, und war überrascht über das Kreuz, das am Ende des Weges ausgehend von der Barmherigkeitspforte steht. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es das Kreuz meines Bruders ist. Gemäß meiner Auffassung, dass Fragen nichts kostet, bin ich in die Sakristei gegangen. Es war ja kurz vor der Abendmesse. Die Dame sagte mir aber nur, dass sie nicht wisse, von woher das Kreuz sei. Ich wollte nicht weiter lästig sein und bin zum Karmelitenkloster zurückgegangen. Dabei kam ich bei den Schaukästen vorbei, blieb dort stehen, und las ein paar Plakate. Etwas hat mich interessiert und ich hab das dann, wie man es heutzutage macht, mit dem Handy abfotografiert. Das tut man, wenn man keinen Stift und keinen Zettel zur Hand hat. Auf einmal stand eine Frau neben mir und wir kamen ins Gespräch. Während sie einzelne Schaukästen aufmachte und alte Plakate rausnahm und neue reinhängte, erzählte ich ihr auch von meinem Dombesuch, und was ich vom Kreuz am Ende des Barmherigkeitswegs vermute, wie vorhin beschrieben. Auch sie wusste keine Antwort.“  Dann beschreibt Franz noch ein paar Details,  um dann eine Anfrage an mich zu richten: „Lange Rede kurzer Sinn: Ich habe mich erinnert, dass Du mir immer gerne und zuvorkommend Auskunft gegeben hast. Daher diese Email an Dich, als ehemaliger Pastoralassistent der Dompfarre. Vielleicht weißt Du was vom Verbleib des Kreuzes meines Bruders und ob meine Vermutung stimmt?“

Einfachheit als „Sakrament“

Natürlich beantworte ich solche Fragen sehr gerne und ich habe Franz sofort zurückgeschrieben: „Ziemlich genau erinnere ich mich auch noch, wie wir das Kreuz damals in den Dom gebracht haben. Ja, es ist noch immer dasselbe Kreuz, das wir damals in Prozession zusammen mit etwa 200 Jugendlichen im Rahmen der pilgernden Jugendvesper vom Dom durch die Stadt zur Martinskirche getragen haben. Seit dieser Zeit steht es in seiner Einfachheit und Schlichtheit im Dom. Jahr für Jahr erinnert es an die Fastenzeit. So ist aus dem einfachen Holz ein Kreuz geworden und daraus wiederum ein „Sakrament“, ein Zeichen dafür, dass Gott uns näher ist als wir vielleicht erahnen.“ Heuer hat das Kreuz seinen Platz am Weg der Barmherzigkeit. Es sind die einfachen Dinge, die bleiben und die größte Kraft haben. Ein starkes Signal in eine von Design und mit Äußerlichkeiten aufgeladene Zeit.