Online tanzt immer auf der Spitze

Im Advent kommt auch dieses Jahr wieder einiges ins Rutschen. Die Sehnsüchte der Menschen werden mit allen zur Verfügung stehenden „Werbe-Scheinwerfern“ angeleuchtet und angetörnt.  Kaufen, kaufen, kaufen, trommeln sie von allen Seiten, sonst kann Weihnachten nicht kommen. Seit einigen Jahren hat sich das bequeme „Online“ als besonders gefinkelte Maschinerie dazugesellt. Ich nenne es: das Online. Die Menschen fallen ihr herein, Tag und Nacht, 24/7. #vierundzwanzigstundensiebentagediewoche. Genau genommen sagt Online 24/7/365.

Die Zeit einnivellieren

#vierundzwanzigstundensiebentagediewochedreihundertfünfundsechzigtageimjahr ist der Hashtag des immergleichen Lebensflußes. Den Wochenrhythmus mit einem Ruhetag am Sonntag kennt das Online nicht. Die Server laufen. Rhythmus, Rituale und die Unterschiedlichkeit der Zeit, der Zeiten (chronos und kairos) will sie austreiben.  Online ist dabei geduldig, aber stetig. Siehe Hashtag. Der Algorithmus setzt null und eins hintereinander. Immer wieder. Der Sonntag als Lebenskultur der Ruhe, der Zurücknahme, der gemeinschaftlichen Lebensformen, der Gottesdienstzeiten wird wieder angehämmert. Ganz zum Vorteil der Großen. Nur zum Vorteil der Großen. Nun sollen die Menschen wieder einmal sechs Sonntage haptisch einkaufen können. So glaubt der Handel, das Online „bekämpfen“ zu können und merkt nicht, wie die Online-Logik 24/7/365 immer tiefer in sie selber eindringt. Die Großen hämmern auf die Kleinen ein.

Das Glück ist nicht „neu“

Die Herausforderung liegt meiner Einschätzung nach ganz woanders. Der Mensch wird durch alle Dimensionen zum „Kauf neu“ animiert, angeregt, verführt.  Dort liegt das Glück und genau dort kann man am Konsumenten verdienen. „Kauf gebraucht“ liegt da schon weit dahinter. Wer von den „emontional getränkten Einkaufszentren“ will schon „Kreisläufe des Gebrauchten“ einführen, geschweige betreiben. Das Glück, das die Werbung mit „Bedeutungsaufladung auf das Neue lenkt“, ist nur auf der Spitze zu haben: „Kauf neu“. Dabei sind die Begegnungen rund um das „Leih aus“ so befruchtend, empathisch und lehrrreich. „Mach selber“ ist dem Glücksgefühl des Tourengehers nahe, der es mit eigener Kraft auf den Gipfel geschafft habt. Ich kenne dieses wunderbare Glücksgefühl und die damit verbundene innere Zufriedenheit. „Repariere“ gibt dem Gebrauchten Wert. „Nutze und gib acht“ ist vielen LebensgefährtInnen auf dieser Erdkugel zu „wenig“. Die Werbung, der mediale Mainstream und die Status-Hierarchien sind auf „viel mehr neu“ getrimmt. Die Erdkugel stöhnt.