Schüller-Schönborn: Ausweg könnte in besonders breiter bischöflicher Beauftragung liegen

Ich stelle aus Sorge um die Einheit der Kath. Kirche, aus Sorge um ein lebendiges Pfarrleben und vor allem aus Sorge um die heute so intensiv suchenden Menschen einen Vorschlag in den Raum im Wissen, dass damit nicht alles gewonnen aber doch nicht alles verloren ist. Im Grund geht es um eine breite und offensive Nutzung der oft brach liegenden Kompetenzen von heute tätigen kirchlichen Berufen von Seite der Bischöfe. „Geweihte“ und „bischöflich Beauftragte“ sind auf Augenhöhe gleichwertig in Pfarrgemeinschaften tätig.

Ausweg liegt in der breiten bischöflichen Beauftragung für die (sakramentale) Arbeit in den Pfarrgemeinschaften

Die Forderungen der Pfarrer-Initiative stehen unter der Headline „Ungehorsam“. Dieses Wort und eine solche aufrechte Haltung ist für die derzeitige römische Hierarchie  ein absolutes „NO-GO“!  Ich will hier gar nicht philosophieren über das Faktum der „Selbstbestimmung“. Die Gesellschaft bräuchte heute viel mehr Ungehorsam gegenüber „Mainstreams“ mit menschen- und schöpfungsverachtenden Folgen.

Rom wird keine der Forderung der Pfarrer-Initiative in allernächster Zeit erfüllen. Die Bischöfe sind dem absoluten Gehorsam verpflichtet. Ein starr-hierarchisches Kommunikationssystem hält die Bischöfe in Schach. Wer den Kopf hebt, hat ihn verloren.

Alle befinden sich in einer Sackgasse, die sie selbst als solche nicht so sehen wollen und können.

Deshalb sehe ich einen gangbaren Ausweg, Kompromiss, der für beide kurzfristig gangbar sein müsste, um die Seelsorge in den Pfarrgemeinschaften erhalten zu können:

  1. Die Forderungen der Pfarrer-Initiative bleiben weiter aufrecht und bieten die mittelfristige Perspektive.
  2. Die Hauptursache für die Sorge der Pfarrer, Priester und der meisten Katholiken ist die „Ausdünnung“ der Seelsorge, die Überalterung des Klerus und die öffentliche Fokusierung auf die Priester . Rom setzt mit voller Wucht alleine auf den Klerus, der weltweit gesehen der „schwächste Teil der Kirche“ ist (überaltert, lebensfern, doppelbödig, …). Das ist keine Wertung, sondern eine allgemeine Tatsachenbeschreibung.
  3. Vorschlag:
    Wir lenken den Fokus auf die vom Bischof jetzt schon „beauftragten Getauften“, auf die Theologinnen und Theologen, die Pfarrassistentinnen und Pfarrassistenten, die Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten, die Jugendleiterinnen und Jugendleiter, die Krankenhausseelsorgerinnen und –seelsorger, die Relgionslehrerinnen und –lehrer, Ordensfrauen, usw. Diese kirchlichen Berufsgruppen sind den Priestern vollkommen ebenbürtig ausgebildet durch ein Theologiestudium oder eine äquivalente Ausbildung.  In der Diözese Linz sind das mehr als 300 MitarbeiterInnen.
  4. Wir sprechen im Blick auf diese kirchlichen Berufsgruppen nicht von Laien, sondern von MitarbeiterInnen am Hirtenamt des Bischofs, auf gleicher Ebene mit den „geweihten Beauftragten“ und deshalb vollkommen ebenbürtig aus dem allgemeinen Priestertum.
  5. In einer groß angelegten öffentlichen Aktion werden diese Berufe auf die Ebene der Priester gehoben und den Pfarrgemeinschaften als ihre Seelsorgerinnen und Seelsorger im Auftrag des Bischofs gegeben. Sie werden zu allem beauftragt,  was eine weite und breite Auslegung des Kirchenrechtes heute schon ermöglicht: Taufe, Eheassistenz, Begräbnisse, Versöhnungsgespräche, Wort-Gottes-Feiern mit Kommunionspendung, Segnungen, caritative Dienste, Verkündigung, Gemeinschaftsbildung, usw.
  6. Die Gemeindeleitung wird diesen Personen in seiner ganzen Breite als unmittelbare MitarbeiterInnen des Bischofsamtes (Dienst der Einheit) übertragen. Aus diesem Grunde muss kein Priester mehrere Pfarrgemeinschaften betreuen.
  7. Eine gute Vernetzung der Pfarren in Seelsorgeräumen und  in den Dekanaten lässt ungewünschte Sonderwege nicht aufkommen, dh. die Pfarrgemeinschaften bleiben katholisch.
  8. Sollte die römische Kirche eines Tages so weit sein, dann stehen hier Frauen und Männer aus der Seelsorge mit Erfahrung für die Weihe bereit und die seelsorglichen Basis-Strukturen müssen nicht erst wieder neu aufgebaut werden, die jetzt zugrunde gehen. Die langfristigen Forderungen der Initiative könnten in Erfüllung gehen.

Das ist mein Vorschlag und ich stelle ihn in den „Diskussionsraum“.

2 Kommentare

    • Rita Haderer auf 31. August 2011 bei 07:14

    Ob gehorsam oder ungehorsam – ich denke das ist nicht die Frage. Eine Lösung ist dringend notwendig – die Pfarren werden zusammengelgt (Großseelsorgeraum) – die Priester überaltert – vor allem sind sie manchmal sehr lebensfern und die „Seelsorge“ findet nicht mehr statt. Nach dem Verlust meines Sohnes und der Jahrzehntenlangen Mitarbeit in der Pfarre habe ich eine seelsorgische Ausprache sehr vermisst. Auch nach dreimonatiger – vorheriger Terminvereinbarung zur Taufe meiner Enkeltochter (deren Papa verunglückt ist) war 3 Tage vorher plötzlich kein Termin mehr möglich. Wir fühlten uns aus der Kirche ausgeschlossen – ist das verwunderlich?

  1. Mir fehlt in Punkt 5 die ausdrückliche Erwähnung, dass die beauftragten getauften Männer und Frauen zur Predigt in der Eucharistiefeier befugt werden sollen. In einer Schweizer römisch-katholischen Pfarre habe ich das jahrelang als den Normalfall erlebt – aber vom Bischof sicher nicht beauftragt, sondern nur stillschweigend geduldet.
    Ich bin übrigens Österreicher und jetzt wieder zurück in der Heimat.

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