Eine posthumane Geschichte

Ein Mensch wird geboren ohne Po. Kein Problem. „Anders“, so wird das Kind benannt,  bekommt einen künstlichen digitalen Hintern. Der arbeitet wie ein zweites, optimiertes, hochdigitalisiertes Gehirn. Die Wachstumsschübe sind anders, schneller eben.

Auf der Bühne vor uns in den Kammerspielen Linz geht es in die posthumane Zeit. Gaming everywhere, Krieg und Drohnen, die Sehnsucht, die Wirklichkeit wirklich zu sehen, die Haushalts-KI zugegen, schrille Bilder, ungewöhnliche Bewegungen und ein doch ein Happy End entlang der Ursehnsucht des Menschen: Love. Sehen wir hier gerade die Menschheit in ihrer digitalisierten Zukunft ankommen? Persönlich gehen mir zwei Gedankengänge durch den Kopf: Hoffentlich erwacht der Mensch aus der digitalen Fesselung, die sich als ganz große Freiheit, Bequemlichkeit und Möglichkeit darstellt. „Undinge“ prägen unser Lebenswelten. Byung-Chul Han hat diesbezüglich ein hervor-ragendes Buch geschrieben. Bevor wir ganz ins Digitale eintauchen, sollten wir darin gelesen haben, damit niemand sagen kann, wir haben es nicht gewusst, wohin die Reise geht. Wir wurden durch das Bühnenstück wunderbar „sensibilisiert“ ohne in Sentimentalität zu verfallen.

Was die Undinge betrifft, lohnt es sich, hier nachzulesen.

„Wir nehmen Kenntnis von allem, ohne zur Erkenntnis zu gelangen.“ ( S 14)

„Das Heilige ist ein Ereignis der Stille. Es lässt uns lauschen.“ ( S 91)