Es gibt eine Blockade und Ohnmacht

Der Pfarrsaal von Tarsdorf war am 9. August 2010 bis auf den letzten Platz gefüllt. Pax Christi hat am Todestag von Franz Jägestätter zum Gedenken eingeladen. Von der Gemeinschaft San Egidio in Rom war Dr. Cesare Zucconi gekommen. Ich persönlich habe ihn erstmal 1985 bei der Romreise der Jugend der Dompfarre kennengelernt. Beide sind wir älter geworden, haben wir festgestellt. Sein Thema war: „Franz Jägerstätter als Inspiration für heutige Friedensarbeit“.

Den Mut haben, die eigene Angst zu erkennen

„Es gibt heute in den Menschen eine Blockade, eine Ohnmacht. Es ist die Haltung der Angst. Man muss den Mut haben, die eigene Angst zu erkennen, um handlungsfähig zu werden.“  Diesen Tatbestand sieht Zucconi heute weit verbreitet und sieht eine Parallele zur Zeit Jägerstätters: „Die Angst war damals die Macht der Nationalsozialisten“. Franz Jägerstätter hat in seinem Gottvertrauen diese Angst überwunden und ist zu seinem klaren ablehnenden Urteil gekommen. Zuccini hielt fest. „Es ist nicht der Mut, sondern der Glaube, der Berge versetzen kann.“  Die Wurzel der Angst liegt darin, dass man zu wenig betet. „Es gibt heute ein Angst vor der Stille“, meint Zuccini.  Die Angst hält den Menschen heute auf Trapp und er sieht gar nicht mehr, in welchen Kriegen er direkt oder indirekt mitwirkt.

Das Evangelium der Welt und die Armen in der Mitte

Das „Evangelium der Welt“ lautet: Hilf dir selbst und liebe dich selbst. Das Evanglium Jesu sagt etwas anderes. Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst. Es kommt darauf an, das Evangelium der Liebe zu leben und bei sich selber anzufangen. „Dabei stehen die Armen in der Mitte und die Begegnung mit ihnen jenseits der Logik von Geben und Nehmen“, meint Zucconi mit dem Hinweis auf seine Gemeinschaft San Egidio, die sich auch direkt um die Armen kümmert: „Wer Frieden will, muss die Armen lieben. Was du für die Armen verlierst, ist niemals verloren. Der Friede ist der Auftrag der Christen.“  Zucconi sieht auch in jeder Religion die friedenstiftende Kraft: „In der Wurzel jeder Religion gibt es eine friedenstiftende Kraft.“ Was hemmt den Menschen, heute Widerstand zu leisten: „Seine Angst, die er im Glauben überwinden kann – so wie der Selige Franz Jägerstätter.“

Der Fußmarsch von Tarsdorf nach St. Radegund bietet schöne Begegnungsmöglichkeit. Die Feier zur Todesstunde des Seligen Franz in St. Radegund hat auch seine Frau Franziska mitgefeiert. Ihr fröhliches Wesen und ihre Wachheit sagt mir. dass sie ein Stück Himmel hier auf Erden aufstrahlen läßt. Inspiriert begeben wir uns wieder auf dem Weg nach Hause. Ermutigt, alle Angst zu überwinden und widerstandsfähiger gegenüber lebensfeindlichen Vorgängen zu werden.