Es ist der Blick von unten, der den Blick von oben entlarvt.

Fritz Käferböck-Stelzer beschreibt im Pfarrblatt Oktogon der Pfarre Leonding die Situation einer Verkäuferin so: „Eine Verkäuferin, Ende 30, erzählt mir: Sie arbeitet 30 Stunden und verdient dafür 750 Euro. Als Alleinerzieherin kann und will sie nicht mehr arbeiten, weil sie auch Zeit für ihre Tochter braucht. Tragisch ist, dass am Ende des Monats das Minus am Konto immer größer wird, obwohl sie arbeitet. Eigentlich möchte sie weg, aber wo findet man in Zeiten wie diesen eine andere Arbeit. Sie möchte zumindest soviel verdienen, dass sie gut durchkommt.“

 Schwerpunkt: Um der Menschen willen

 Fritz Käferböck-Stelzer weist in seinem Beitrag auf die jahrelangen Bemühungen der Betriebseelsorge hin, gute und gerechte Arbeit für alle zu ermöglichen. Der Treffpunkt Mensch und Arbeit in Nettingsdorfersrtraße 58 in Haid arbeitet seit einem guten Jahrzehnt in einem Bündnis für Arbeit und soziale Gerechtigkeit u.a. mit dem ÖGB Linz-Land und dem Dekanat Traun an menschenwürdigen Verhältnissen in der Arbeitswelt. Alljährlich rufen sie etwa am 8. Dezember gemeinsam zum „Kauf-nix-Tag“ auf. An diesem Tag im Jahr soll der Einkauf bewusst unterbrochen werden zugunsten eines Tages der Gemeinschaft. Auch den „freien Sonntag“ bringen sie immer wieder zur Sprache. Sonntag – zusammen frühstücken, Zeit für Langeweile, gemeinsam Spielen, Gottesdienst, Vormittag mit der leeren Straßenbahn fahren, süßes Nichtstun.

 Solidarisch am Schöpfungsauftrag mitarbeiten

Es ist der größere Zusammenhang, aus dem dieses Engagement mit viel Ausdauer kommt: „Kirche in der Arbeitswelt bedeutet, mitzugehen mit den Menschen, den Wandlungen der Arbeits- und Lebenswelten Aufmerksamkeit zu schenken und immer wieder zu fragen, wie es möglich ist, gute Arbeit und gutes Leben für alle zu verwirklichen. Die Arbeitswelt soll immer wieder im Alltag der Kirche sichtbar, hörbar und spürbar werden, damit Arbeit wieder das werden kann, als das sie uns gegeben wurde: Mithilfe und Mitarbeit am Schöpfungsauftrag Gottes. Biblische Hoffnungsgeschichten ermutigen uns, immer wieder neu an die Veränderbarkeit der Welt zu glauben. Sie weisen auf den Weg der unbedingten Gleichheit der Menschen hin, wo niemand sich über den anderen erheben darf. „Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau. Denn ihr seid alle eins in Christus Jesus.“ (Gal 3,28f.). Wir wollen als Kirche den Traum eines solidarischen Zusammenlebens aller Menschen weiterträumen und an der Umsetzung mitarbeiten.“

 Die glaubwürdige Seite

Die Region Linz wird dieses soziale Anliegen verschiedentlich betonen, vor allem auch in den Pfarrbriefen darstellen und daran erinnern, dass Kirche, die Pfarren und seelsorglichen Einrichtungen sich der „jesuanischen Hürde“ aus Mt. 25 stellen wollen: „Was ihr dem Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan.“ Bei allen verdunkelten Seiten und Erscheinungsbildern der Kirche ist das die hoffnungsvolle und glaubwürdige Seite. Das heißt nicht einfach fromm zu sein oder gar zu tun, sondern tatkräftig Partei ergreifen, den Blick von unten her schärfen und anpacken.