Freiraum für Gott in der Welt

SchottenhofEs ist nicht gut, wenn du nur sitzt, heißt es in vielen Gesundheitsfibeln. Dann stehe ich halt auf und schaue beim Bürofenster hinaus. Der Schottenhof ist heute schön verschneit und ebenso die Autos. Es ist Faschingdienstag und doch ist eine wenig Nachdenklichkeit im Kopf. The day after – #Rücktritt. Die ausgelassene Stimmung war am Wochenende beim Kirchschlager Fasching 2013. Dort habe ich bei zwei Stücken auf der Bühne „Tränen gelacht“. Ein gutes Zeichen für das Stück und noch viel mehr für mich. Humor und Lachen verschaffen der Seele und dem Kopf lebendige Freiräume. Vieles wird relativiert und anderes in Relation gebracht. Dass wir zum Beispiel im Mühlviertel in Kirchschlag am Breitenstein einen „esoterischen Truppenübungsplatz“ haben, wurde wunderbar „herausgearbeitet“.

Sich Sicht verschaffen

Der Aschermittwoch liegt vor uns. Ein (hoffentlich) guter Einschnitt in den Alltag. Die Ablagerungen und tiefen Gewohnheiten des Alltags, die einem die Sicht verdunkeln, wollen beseitigt werden. Das Leben kann sehr schnell zugeschneit sein. Ich stehe immer noch am Fenster und schaue jenem Mann zu, der sein Auto mit Geduld und Genauigkeit von der Schneehaube befreit. Das ist die Tätigkeit des Aschermittwoch. Jenes Material, jene Ablagerungen, jenen schönen weißen Schnee von unseren Lebensfenstern zu putzen, damit wir nicht blind fahren. Es fallen mir jene Autos ein, die nach Schneefall aus dem Mühlviertel kommen und nur ein kleines Guckloch freigemacht haben. Morgen ist der Tag, wo wir den Besen holen und das Auto abkehren, die Fenster frei machen und uns wieder eine unverstellte Sicht verschaffen. Dieses Bild vom Auto abkehren ist als Paradigma gemeint, weil ich selber gar kein Auto habe. Es geht in jedem Fall darum, sich Sicht und Aussicht zu verschaffen. Das wünsche ich übrigens auch dem Vatikan, dass er durch das „Abkehren der Intransparenz“ neue Einblicke ermöglicht und ungeahnte Ausblicke bekommt. Eine neue Chance tut sich gerade auf.

Achtsamkeit für das Kleine

AbkehrungMorgen ist der Tag, ab dem der Freiraum für Gott in der Welt wachsen kann. Das beginnt mit dem klaren Schauen, ja oftmals dem Staunen. Askese ist doch das Abputzen des Unnötigen in unserem Leben und die Ausrichtung hin zu mehr Solidarität. Insofern ist Verzicht ist nicht weniger, sondern mehr Lebensqualität. Fasten eröffnet ein tiefes Schauen auf die spirituelle Verbindung untereinander und die Achtsamkeit für das Kleine, das Unscheinbare, das Fremde. Gott hat genau dort Platz gefunden, weil in der großen, schönen, reichen Herberge kein Platz für ihn war. Es ist kein aufgelegter Elfer, in diesen Freiraum Gottes in dieser Welt einzutauchen. Abkehrung und Achtsamkeit. Fastenzeit auf Ostern hin.