Wir ersticken an der Hülle

Diese Papstwahl ist gut für die Medien. Sie hat nicht den traurigen Anlass eines Todesfalles und ist seit 700 Jahren eine echte Novität. „Erstmals“ ist ein Schlüsselwort, auf das Medien anspringen. Und dann geht es zur Sache. Äußerlich. Da werden Fotos und Filme gedreht über Kleider, Insignien, Bauten, Aufenthaltsorte, Männer in diversen Ornaten. Und natürlich auch von jenen, die sich in der Nähe dieser Männer bewegen. Mir ist noch kein Konklave-Mitglied auf einem Foto begegnet, wo er in „zivil“ zu sehen wäre. Immer irgendwie die Farbe Rot, die auf das Weiß hingelenkt wird. Das ist nicht Schuld der Medien, sondern die Medien werden von dieser äußeren Inszenierung angezogen. Sie werden regelrecht „gefüttert“ vom Leben in Ornaten.

Immer nur um Macht

KurierWer den heutigen Sonntagskurier auf Seite 8 und 9 zu Gesicht bekommen hat, kann den Unmut und die Skepsis gegenüber der Amtskirche nachvollziehen. Was da im Laufe der Geschichte an der Spitze der römischen Kirche am Evangelium vorbei abgegangen ist, passt bei uns im Mühlviertel auf „keine Kuhhaut“. Bei der Aufzählung der „guten und bösen Päpste“ von Georg Markus hat man fast den Eindruck, dass diese Geschichte erst im letzten Jahrhundert die „guten Päpste“ fand, beginnend mit Johannes XXIII. So wird es auch nicht gewesen sein. In jedem Fall sind die Irrwege der Päpste durch die „alleinige Perspektive der Macht“ gekennzeichnet. Herrschen, den eigenen Vorteil erlangen und die eigenen Leute in Stellung bringen, damit das Machtgefüge stabil wird. Wir kennen das zur Genüge aus der derzeitigen Politik. Den etwas jähzornig Familienvater Petrus als ersten Ponitfex stelle ich mir auch noch etwas anders vor.

Sitzt der Papst Gottes im Konklave?

Gebet um den neuen PapstEs geht nicht um das Evangelium und um die Inhalte, sondern um die „machtvolle Stellung“. Wer schon einmal in San Damiano in Assisi gestanden ist (ob zu Fuß oder anders „angereist“), bekommt eine Ahnung davon, worum es bei der Papstwahl ginge: Die Sensibilität für das Kleine, das fast Unmögliche, diese innere Berufung, die Einfachheit und die Demut, auch in Zweifel und Scheitern zu geraten. Die Fragen, Berichte, Bilder und Filme derzeit beschäftigen sich fast ausschließlich mit der „Machtfrage“.  Und genau an dieser Frage ist Benedikt XVI ermattet, ermüdet. Mag er auch selber im Herzen ein demütiger Mensch sein, so ist er doch umgeben von zum Teil gnadenlosen Machtpolitikern. Hinhörende, wahrnehmende, empathische und dialogfähige Leute wurden sehr schnell entfernt. Der nächste Papst könnte das wieder umkehren oder er wird sich in diesem konservative und teilweise intriganten Machtgeflecht verlieren. Wenn das so kommen wird, werden die Bischöfe wieder mehr Bischöfe und weniger Statthalter sein müssen, damit die Kirche, das Evangelium nicht in der Hülle der Macht verloren geht. Glauben, hoffen, lieben, echt und authentisch leben. Die meisten bewundernden Anmerkungen zur langen Tradition der Päpste sind mir eigentlich von Machtmenschen und Konstrukteuren der Macht begegnet. Die Kirche weiter getragen hat aber nicht die (Macht)Hülle der vielen Ornate, sondern die „tiefe innere Umkehr, die Fülle an Liebe und Nachfolge im Geiste des Evangeliums“. Kardinal Schönborn hat dieser Tagegemeint, dass Gott den nächsten Papst schon kennt. Unter dieser Perspektive denke ich, dass der Kandidat Gottes womöglich gar nicht im Konklave sitzt.