Impro-Theater, eine Predigt und die Tunnel-Bühne der Politik

Die Kammerspiele in Linz sind bis auf den letzten Platz gefüllt. Gemischtes und gesprächiges Pulikum. Am Programm: „Impro-Landesmeisterschaft 2014“. Wir sehen das Finale der drei letzten Gruppen.

Kreativität auf der Bühne

1_ImproUnser Sohn Mathias ist mit der „Humorvorsorge“ dabei. Die beiden Moderatorinnen sind top fit und wärmen das Publikum auf. Der Theaterraum verschmilzt in diesem Fall mit dem Bühnenraum. Stichworte kommen aus dem Publikum und auf der Bühne geht es innerhalb von Sekunden los. Alles improvisiert. Ein einziger kreativer Akt, mit der spontanen Themenstellung und dem hineingerufenen Ort der Handlung umzugehen. 4 Minuten lang. Innerhalb kurzer Zeit Lacher und ernste Miene. Jury und Publikum geben eine „Bewertung“ ab. Applausometer und farbige Karten. Innerhalb kürzester Zeit erfasst den gesamten Raum eine pulsierende Atmosphäre. Handlungs- und Lösungsorientierung pur.  Es macht unglaublich Spass, hier dabei zu sein. Nach 2 ½ Stunden steht die Siegergruppe fest, die „Humorvorsoger“. Ganz knapp. Es ist keine Goldmedaille, sondern einfach der Ansporn, die theatralischen Gaben in improvisierter Kreativität weiter zu entfalten.

Kreativität in die Politik

2_ImproPolitikerInnen habe ich keine gesehen.  Entweder ist die Politik ohnehin ein einziges Impro-Theater, was mir beim Wort #Hypo plausibel erscheint. Und wenn es so ist, dann gibt es einen gewaltigen Unterschied. In den Kammerspielen ist das Publikum uneingeschränkt „dabei“, Impulse gehen von dort aus. In der Politik ist der unendlich weite Medien-Graben zwischen den Akteuren auf der politischen Tunnel-Bühne und dem Volk. Kein Wort, keine Idee, keine Emotion kommen vom Volk nach dort. Ich komme mir hier eher vor, als ob ich in einen finsteren Tunnel hineinrufe und kein Funke einer Reaktion. Katastrophen-Regie, Medien-Kanäle und Politik-Tunnels entbehren jeder Kreativität und einer echten Inspiration aus dem Volk. Echte, spontane Begegnung findet nicht statt. Irgendwie fände ich es nicht nur lustig, das Problem #Hypo als Impro-Theater in das Parlament zu bringen.

Kreativität auf dem Jesusweg

3_christianChristian Freisleben-Teutscher hat mit seiner Predigt am folgenden Sonntag Vormittag für mich den Bogen fertig gespannt. „Wenn dich einer auf die rechte Backe schlägt, halte auch die linke hin.“ So haben wir es an diesem Sonntag  im Evangelium gehört. „Soll ich in der Straßenbahn einem, der mir die Handtasche wegnimmt, auch noch nachlaufen und ihm das Geldtascherl nachreichen, weil ich es in der Manteltasche hatte?“ Zwei Jugendliche vor mir schmunzeln. Sie fühlen sich angesprochen. Aktive Gewaltfreiheit ist für Christian das Thema. Das trifft mich ganz persönlich. Er erzählt von der 84-jährigen Ordensfrau  Megan Rice, die zu drei Jahren Gefängnis verurteilt wurde, weil sie in ihrem Protest gegen Atomsprengköpfe in den Hochsicherheitstrakt eingedrungen ist. Drei praktische Thesen stellt Christian in den sehr gut gefüllten Kirchenraum: 1. Abrüstung der Worte und viel Fantasie, um aus demütigenden und verfahrenen Situationen herauszukommen. 2. Gegen jede Vernunft vergeben, Muster mutig durchbrechen. 3. Gegenseitige Achtsamkeit, Neugier und die Lust, an gemeinsamen Ideen und Projekten zu arbeiten. Improvisation, Kreativität und Offenheit für ganz Neues hat den Weg Jesu gesäumt. Danke Humorvorsorge. Danke Christian.