„Kehren dem Klerus den Rücken“

Eine interessante Meldung lese ich heute 22. Oktober 2010 auf der Startseite des ORF: „Nachdem es mittlerweile ruhiger um die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche geworden ist, hat auch die Welle bei den Kirchenaustritten wieder nachgelassen. Hatte es Mitte des Jahres noch so ausgesehen, als würden 2010 mehr als doppelt so viele Menschen dem Klerus den Rücken kehren, wurde dieses Verhältnis nach Ende des dritten Quartals wieder unterschritten.“

Welches Kirchenbild? – kleruszentriert

Es geht mir nicht um die Zahl der Austritte, sondern um das Kirchenbild, das hier medial trasportiert wird. Ein Austritt ist meiner Ansicht nach nicht die Abkehr vom Klerus, sondern der Austritt aus der organisierten Christengemeinschaft, wo alle Getauften, alle Beauftragten und alle Geweihten gemeinsam Verantwortung tragen. Das kommt in den Medien und in der Öffentlichkeit nicht wirklich „hinüber“.  Warum?

Die Medien schauen nach oben

Eine zweite Meldung sticht ins Auge und hilft erklären, warum es hauptsächlich eine klerus- und bischofzentrierte Berichterstattung gibt: „“Nichts Unübliches“ und auch „nichts Neues“ erblickt der seit knapp einem Monat amtierende Eisenstädter Diözesanbischofs Ägidius Zsifkovics in den seit seiner Bischofsweihe zahlreich erfolgten Personalrochaden.“ Er stellt sich „sein Team“ zusammen – meint er. Das schaut nach Klarheit aus – Klarheit von oben. Das Ohr nicht bei der Diözese, sondern als Statthalter von Eisenstadt  in Rom. Also: Wohin werden die Medien schauen? Nach oben und werden bei dem jetzt vorherrschenden kleruszentrierten Kurs der römischen Kirche das auch so abbilden.

Nicht die Medien verzerren das Bild der „gemeinsam verantworteten Kirche in der Nachfolge“, sondern dieser  Bischof selber, der jahrelang die Bischofskonferenz als Generalsekretär so gestaltet hat. Jetzt zeigt er es seinen Bischofskollegen, „wie man das macht.“ Wir werden sehen – Austritte hin oder her.