Eine berührende Ansprache bei der Amtseinführung des Pfarradministrators Martin Schrems in Linz Auwiesen

Die Kirche ist ganz voll. Alle Altersschichten sind vertreten. Priester, PastoralassistentInnen und MinistrantInnen in liturgischen Gewändern. Der Pfarrgemeinderat in der vordersten Reihe und während des Hochgebetes um den Altar versammelt. Eine herzliche und offene Atmosphäre. Alles wartet auf den neuen Pfarradministrator Martin Schrems. Ich spüre, er fühlt sich mit der ganzen Gemeinde und den Kolleginnen und Kollegen verbunden. Ein positiv ausstrahlender Pastoralassistent neben ihm, Rainer Haudum. Am Ende sagt eine Frau hinter mir: „Der passt.“ Und ich denke in dem Moment an jene Pfarren, wo es eben nicht passt.

Am Beginn der Feier ergreift der Dechant das Wort. Und diese Worte haben mich angerührt – nicht nur mich, wie ich später gehört habe:

„In der Einladung zu deiner heutigen Amtseinführung als Pfarradministrator für die Marcel Callo Gemeinde hast du kurz und prägnant ein Leitbild für eine Pfarre formuliert: Gott baut ein Haus, das lebt – und wir in Auwiesen werden ihn gemeinsam dabei unterstützen. Und für heute in der Taufkapelle hast Du Worte von Marcel Callo ausgesucht: Wir werden gute Werkzeuge in der Hand Gottes sein, gute Bauleute der „Neuen Stadt“, wenn wir Christus in die Mitte unseres Leben stellen. Das Entscheidende und das eigentlich Faszinierende der „Baustelle Gemeinde“ in Auwiesen ist damit gesagt: Gottes Werkzeug bist Du. Keiner von uns allen wäre hier, hätte Gott uns nicht gerufen und eingeladen, mit zubauen an der „Neuen Stadt“.

Den Plan für diese Neue Stadt hat Christus – ihn willst Du, wollt ihr in die Mitte stellen. Da braucht ein Pfarrer gar keinen großen, neuen Plan entwickeln – er muss nur schauen, dass alle Bauleute gut am Werk Christi miteinander arbeiten. Und gar nicht gut wäre es, wenn der Herr Pfarrer nur immer sich selber auf der Baustelle herumwerkeln sieht und keinen anderen, keine andere hinzuläßt.

Liebe Pfarrgemeinde von Auwiesen!

Als Bauleute in diesem Werk Jesu habt ihr einen guten Ruf – und das hat wohl auch Martin gereizt, euer Pfarrer zu werden, zu euch zu kommen. Ob ihr natürlich in ihm den idealen Pfarrer bekommen habt, das wird sich erst erweisen nach jenen hoffentlich zahlreichen Jahren, wenn ihr ihn ebenso verabschieden müsst wie seinen verdienten und so beliebten Vorgänger Christian (Öhler). Ihm möchte ich heute noch einmal danken und ihm viele Freude und Kraft in seiner neuen Aufgabe in Bad Ischl wünschen. Dir – lieber Martin – vertraut der Bischof heute diese Gemeinde an. Sei ihr ein glaubwürdiger, gebildeter und moderner Pfarrer, der es versteht, in den Menschen mit ihren heutigen Welterfahrungen die Sehnsucht nach Sinn, nach Tiefe, nach Gott zu wecken.

Wir brauchen Frauen und Männer mit geistlicher und weltlich-geistiger Kompetenz für suchende Menschen auf der Höhe der Zeit, die erfüllt sind von Fantasie und Unternehmungsgeist, die aus einer tiefen Frömmigkeit leben, um es in so traditionellen Worten zu sagen, – diese aber nicht zur Schau stellen, die schweigen können und darum etwas zu sagen haben. Wir brauchen Männer und Frauen, die in sich ruhen, aber nicht bei sich stehen bleiben, die eine Leidenschaft haben für die Menschen, aber nicht in missionarische Penetranz verfallen. Wir brauchen Priester mit Stehvermögen.

Denn es ist nicht leicht, von der befreienden Botschaft Jesu zu erzählen und dabei sich selbst und seine Kirche immer wieder rechtfertigen zu müssen, weil ständig Irritationen von irgendwoher oder Rom kommen.

Was wir nicht brauchen sind ängstliche, ich-schwache Persönlichkeiten, die im kirchlichen Raum eher einen windstillen Ort suchen und denen der „römische Kragen“ von Anfang an verdächtig wichtig ist. Die sich bei Konflikten recht schnell auf ihr Amt berufen und auf ihre Verantwortung und dabei einen erstaunlich autoritären Stil an den Tag legen und nicht spüren, wie sehr ein solches Gehabe den Weg zu den Menschen verbaut, die sie doch gewinnen sollten.

Liebe Pfarrgemeinde, lieber Martin – seid gute Bauleute im Werk, das Gott bauen will. Gott vollende das Werk, das er in euch begonnen. Oder noch einmal mit den Worten eures Pfarrpatrons Marcel Callo:

Nehmt Christus in euer ganzes Leben hinein, in alle eure Handlungen; denn in dem Maß, in dem ihr IHN mitten hineinstellt in euer Leben, wirkt ihr für das Wohl der Gemeinschaft.“

5 Kommentare

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    • Alois Perner auf 18. Oktober 2010 bei 20:16

    Diese Ansprache war nicht Balsam für die Seele! Davon kann man zehren!

  1. Das sind Worte die anrühren, die Mut machen, die anpacken lassen. Worte mit Geist und Bodenhaftung, Worte die Himmel und Erde zu dem verbinden was sie sind: Gottes eine Welt. So wird Reich Gottes spürbar.

    Herzliche Gratulation und viel Freude auf Eurem Weg!

  2. Aha. Jetzt hat mein Blog automatisch deinen kommentiert 😉 (Sorry, weil ich dich nicht gefragt habe, ob ich dich zitieren darf. Zu spät …)

    Ja, die Worte unseres Dechants waren beeindruckend in ihrer Klarheit; sie atmen Zukunftsluft.

    Viele Rückmeldungen, alle positiv, und mir taugt, dass du auch darüber gebloggt hast, so dass auch weitere Menschen Anteil nehmen können, v.a. an der Ansprache. Danke!

    • Franz Benczak auf 13. September 2013 bei 07:42

    Lieber Martin,
    leider konntest du nur drei Jahre lang mitbauen, aber du warst ein guter Baumeister. Vieles ist gewachsen und konnte durch dich blühen. Du warst ein wahrer SEELSORGER. Wir werden dich sehr vermissen!
    Adieu, mein Freund!
    Danke, Martin

    • kaineder auf 13. September 2013 bei 10:46
      Autor

    Martin Schrems ist am 6. September 2013 tödlich verünglückt. RIP

  1. […] Oktober nicht erwartet hatte, die mich umso mehr freuen: Ferdinand Kaineder schreibt in seinem Blogeintrag über unsere Amtseinführung nebenbei: „Ein positiv ausstrahlender Pastoralassistent neben ihm, Rainer Haudum.“ Eine zweite, […]

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