Mitweltzeit bis zum Franziskusfest

Buch Fabian Scheidler„Schöpfungszeit bis 4. Okt“, wird die Zeit ab 1. Sept normalerweise tituliert. Mir ist „Mitwelt“ lieber, weil gewisse politische Kreise den Begriff „Schöpfung“ als Kampfbegriff verwenden und die Natur dabei objektivieren für ihre wirtschaftlichen Zwecke. Seit 2015 ist der ökumenisch begangene „Schöpfungstag“ am 1. September offiziell als „Weltgebetstag für die Schöpfung“ im Kalender eingetragen.

Die Initiative geht schon länger zurück. Bereits 1989 hatte der damalige Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Dimitrios I., „die ganze orthodoxe und christliche Welt“ eingeladen, am 1. September „zum Schöpfer der Welt zu beten: mit Dankgebeten für die große Gabe der geschaffenen Welt und mit Bittgebeten für ihren Schutz und für ihre Erlösung“. Diese Initiative wurde 1992 von der gesamten orthodoxen Kirche begrüßt und übernommen, katholische und evangelische Ortskirchen folgten. Seit Papst Franziskus der Bischof von Rom ist, hat diese Idee Kraft aufgenommen, vor allem mit seiner Enzyklika #LaudatoSi im Jahre 2015. Damals sind wir als Klimapilger von Wien nach Salzburg gegangen und haben „mitweltgerechte Projekte“ auf Weg „aufgeklaubt und in der Rucksack der Alternativen gepackt“.

Mitweltgerecht

„Mit jedem Atemzug sind wir mit unserer menschlichen, tierischen, pflanzlichen und mikrobiellen Mitwelt und sogar mit dem ganzen Universum existentiell verknüpft. Diese Verbundenheit und die damit einhergehende Verantwortung wiederzuentdecken, ist ein wesentlicher Teil des tiefen gesellschaftlichen Wandels, den wir brauchen, um der fortschreitenden Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zu entgehen.“ Diesen Satz lese ich schon in der Einleitung zum echt lesenswerten Buch von Fabian Scheidler, den ich 2016 in Berlin persönlich getroffen habe. Immer wieder habe ich damals von seinem Buch „Das Ende der Megamaschiene“ gesprochen, geschrieben, erzählt. Jetzt steht „Der Stoff aus dem wir sind“ auf der Titelseite des Buches mit dem Untertitel: „Warum wir Natur und Gesellschaft neu denken müssen“. Zu viele Menschen glauben, die Welt ist eine „Lego-Kiste“, aus der wir nach belieben nehmen und „basteln“ können. Alles kann und soll dabei zu Geld gemacht werden. Der große Irrweg, wie uns die Wissenschaft in der Quantenphysik schon erklärt: „Wir haben festgestellt, dass die kleinsten Teilchen überhaupt nicht mehr die Eigenschaft von Materie haben, sondern dass die Materie verschwindet. Was bleibt, sind eigentlich nur Beziehungsstrukturen.“ (Hans-Peter Dürr, Quantenphysiker) Welt ist Beziehung. Alles ist  mit allem verbunden. Wir sind aus dem Stoff, der uns umgibt. Mitweltgerecht leben heißt im Endeffekt, auf sich und die anderen schauen. Denn wir sind, was uns umgibt. Lenken wir unseren Fokus gerade in dieser bewussten Mitweltzeit auf uns und unsere Mitwelt, die Weltkugel und uns auf ihr. Das muss zusammengehen.