Nicht Wohltätigkeit sondern Tischgemeinschaft

Es ist schon mehrere Jahre her. Damals habe ich eine Veranstaltung moderiert, wo es um soziale Arbeit ging. Manchmal kramt man in den alten Unterlagen in der Hoffnung, alte „Erkenntnisse“ wieder aufzufrischen, heute dienlich zu machen. So ist es hier. Und genau das berührt mich heute, wo ich mitbekomme, mit welcher Hartherzigkeit die türkise Regierung das Leid der Menschen „abserviert“. Es werden einfach Behauptungen in den Raum gestellt, die im Vergleich und nach Recherche nicht stimmen. „Österreich hat das meiste getan für Flüchtlinge.“ Wer Statistiken lesen kann, wird eines besseren belehrt. Der junge Kanzler sagt, und die Leute glauben. Fakten gelten nicht. Österreich somit in Trumpnähe. Bei der Pressekonferenz der Integrationsministerin haben einige zurecht protestiert (Bild).

Unter der gleichen Sonne

Was wir damals in Bezug auf soziale Arbeit tiefer reflektiert haben, war die grundlegende Idee oder Philosophie, wie wir mit Benachteiligten jedweder Art umgehen, wie wir das Verhältnis denken. Und da finden sich diese Sätze: „Nicht Wohltätigkeit, sondern Tischgemeinschaft.“ Nicht das Überschüssige geben, sondern am Tisch gemeinsam Platz nehmen. Der tiefste Gedanke der Inklusion. Oder: „Obdachloser ist genauso von der gleichen Sonne angestrahlt und sie gibt ihm daher die gleiche Würde.“ Zu viele sehen sich leider selbst als Sonne und wollen dort gar nicht „hinstrahlen“, wo sie gebraucht werden.  In solchen Fällen bäumt sich unbändig immer gleich die Schuldfrage auf und die sichere Gewissheit: Eh selber schuld. „Vor jeder Leistung – trotz aller Schuld“, steht in meinem Skript von damals. Trotzdem.  Aber mittlerweile ist es den in vorletzter Zeit Regierenden gelungen, das Leistungs-Paradigma so tief einzupflanzen, dass das „Warmherzigkeits-Paradigma“ (Barmherzigkeit) als Grundlage des christlichen Lebens nicht nur außer Kraft gesetzt wurde, sondern mittlerweile lächerlich gemacht wird. Der Bundespräsident hat mit Blick auf die greichisch-türkische Grenze der Warmherzigkeit das Wort geredet, ebenso der evangelische Bischof Michael Chalupka. Was verführt die katholsichen Bischöfe gerade jetzt dazu, mit ihrem Schweigen der Hartherzigkeit ihre Unterstützung zu geben?