Nuzzi und die harte Nuss

serv_beatrixDer Vatikan-Journalist Gianluigi Nuzzi beschreibt in seinem Buch „Alles muss ans Licht“ das Zusammentreffen der Verantwortlichen der Finanz- und Vermögensverwaltung des Vatikan am 3. Juli 2013, an dem Franziskus „reinen Wein einschenkte“.  Aus meiner Sicht arbeitet dieser Papst Franziskus nicht einzelne Punkte ab, sondern installiert dem Vatikan ein völlig neues Betriebssystem. Also: Nicht Schlechtes weniger schlecht, sondern von Beginn an gut machen. Wie bei einem Computer ist bisher das Betriebssystem Intransparenz, Vetternwirtschaft, auch der noblen Verschwendung mit der Förderung von Untertänigkeit, Zentralismus und devotem Gehorsam gelaufen. Also: Keine neuen Anwenderprogramme, sondern Open Source im Vatikan. Wie oft wurden ehrliche und zusammen mit dem Volk Gottes engagierte Bischöfe „zitiert“, weil sie neue Wege versucht haben. Nicht lange war zB Bischof Bezak in der Slowakei im Amt, weil er Transparenz in die zum Teil kriminellen Machenschaften seines Vorgängers bringen wollte.  Es ist kein Geheimnis, dass Bischöfe mit Geld in den Vatikan gefahren sind, um „Unterschriften“ zu bekommen. Es gab keine „Abrechnung“. Geld ist einfach geflossen und an diesen Flüssen und Bächen haben sich Menschen ihre gut bewässerten Plätze eingerichtet. Eine Leitfigur dieses Betriebssystems ist Tarcisio Bertone. „Das Problem des Mangels an Transparenz ist aufrecht. Es gibt Ausgaben, die aus einer Unklarheit unserer Verfahren resultieren. Wenn etwas ohne Kostenvoranschlag, ohne Autorisierung gemacht wurde, zahlt man nicht.“ Papst Franziskus zu den Kardinälen. Gestern hat Nuzzi in der Sendung „Talk am Hangar 7“ diese Liste der Kardinäle am Ende der Sendung in die Fernsehkamera gehalten mit dem sehnlichsten Wunsch: Schaut da genau hin. Das ist die harte Nuss, die Franziskus dabei ist zu knacken.

Es geht nicht um die Kirche

An der Diskussion im Hangar 7 hat unsere Präsidentin Sr. Beatrix Mayrhofer als „Oberste Ordensfrau Österreichs“ teilgenommen. Ich habe ein wenig „mitgetwittert“, was sie so eingebracht hat. Selbst der Autor Nuzzi hält eingangs fest, dass es um die Machenschaften in der Kurie geht und nicht um den Glauben oder gar um die vielen engagierten Christinnen und Christen. Das ist auch die Stoßrichtung von Sr. Mayrhofer: Was kann Mozart dafür, dass die Musiker seine Musik so schlecht spielen. Sie kommt direkt von den Flüchtlingen am Salzburger Bahnhof und sieht dort die eigentlichen Aufgaben der Kirche. „Es geht nämlich nicht um die Kirche, sondern um die Welt, die Menschen.“ Sie hofft aber, „dass es keine Aufdeckerjournalisten brauchen soll, weil Verantwortung übernommen wird und Transparenz herrscht“.  Bei mir bleiben drei Begriffe aus der Runde hängen, die Franziskus als „Heilmittel“, als neues Betriebssystem installieren will: „Transparenz und Wahrhaftigkeit“. Das wird noch einige „Würdenträger des alten Betriebssystems“ (es sind immer Männer) wegspülen. Soweit mir zugänglich, hat sich auch Kardinal Schönborn vom neuen Betriebssystem überzeugen lassen. Wenn das alte Betriebssystem deinstalliert ist, gäbe es keinen Grund, warum in Österreich die Programme nicht „glaubwürdig“ laufen sollten. Auf zu neuen und wesentlichen Taten. Die Nuss im Vatikan möge zerspringen.