Palast und Grab sind leer

v2Der Papstpalast im Vatikan ist leer. Dabei gäbe es gerade jetzt zwei Päpste. Papst Franziskus zieht es vor, „in community“ mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu leben, zu arbeiten, zu beten, zu begegnen und zu feiern. Die täglichen Kurzpredigten bei den Gottesdiensten sind frei gehalten und sind immer bildreich formuliert. So wie auch das Fernsehen mit Geschichten und Bildern funktioniert, so ist dieser Papst in der „Körpersprache des Auftretens und Kommunizierens“ ein Papst der Moderne. Er tut nichts anderes als Jesus, der mit Bildern, Vergleichen und tiefen heilenden Begegnungen unter den Menschen war. Dieser Papst wird als „unmittelbarer und persönlicher Kommunikator“ gerade auch in den eigenen Reihen erlebt. Der Palast wäre ihm hier ein Hiindernis, weil Palast Distanz, abghobenes Leben und Prunk bedeutet. Er ist meiner Wahrnehmung auch ein Papst der Furchtlosigkeit im Gegensatz zu seinem Vorgänger. No fear. Paläste sind Rückzugsorte der Angsthasen, die aber viel gestalten. Martin L. King, Ghandi oder der Dalai Lama bewegen sich frei.

Das lebendige Grab des Palastes

Frauen vor GottAls wir am 19. März 2013, am Tag der Amtseinführung  von Papst Franziskus in Assisi waren, erzählte uns Bruder Thomas von einem Telefonat mit der Schweizer Garde, die sehr beunruhigt war. Warum? „Der tut, was er will“, war die Antwort des Gardisten. Er ist keine Marionette, sondern Gestalter des Amtes aus seiner Person heraus, aus seiner Erfahrung und aus dem Amt selber. P. Hagenkord von Radio Vatikan hat es so beschrieben: „Er erfindet das Papstamt neu und wir alle miteinander wissen nicht, wohin das führen wird.“ Meine persönliche Einschätzung zu Pfingsten 2013 ist die, dass dieser Papst das Papstamt aus dem Grab führt, heraus aus dem „lebendigen Grab des Palastes“.  Zu Ostern haben wir gehört: Das Grab ist leer. Zu Pfingsten vernehmen wir, dass dieser Papst gewillt ist, die Kirche aus dem Grab des Palastes herauszuführen. Ein unerschütterlicher Glaube an die Liebe und Zuwendung Gottes ist der tragende Grund. Die Selbstermächtigung zum Handeln aus seiner Person heraus hält er bis heute durch. Das Bauen auf die Kraft einer Sendungs-Community ist zutiefst zukunftsorientiert. Das Meiden von lebensfeindlichen Umgebungen („Palastdenken und -menschen) hält einem in der Spur Jesu. Es ist eine Freude, dass Grab und Palast leer sind. Der Papst selber erzählt das Beispiel, dass in Japan die Missionare vertrieben wurden. Über 200 Jahre hat dort das Christentum überlebt. Alle sind getauft, verheiratet und die Rituale erhalten, obwohl es keine Priester gab. Das erzählt der Papst. Wahrscheinlich waren es wie am Beginn der Christentums vor allem Frauen, die den christlichen Glauben weitergegeben haben. So wie heute und fast überall. Das wird die Auferstehung aus dem nächsten Grab der katholischen Kirche, dass Frauen gleichwertig zu allem Zugang haben. Pfingsten bleibt notwendig. Ich sehe eine Päpstin und niemand lacht. Das nächste Grab wird geöffnet.