PolitikerInnen sitzen in der Gondel und das Problem mit den Schitourengehern

Wenn du mehr als drei Stunden mit den Schneeschuhen immer bergauf unterwegs bist, dann hat der Kopf frei bzw. er ist frei. Es tauchen Erinnerungen auf, aktuelle Situationen werden länger als sonst bedacht und neue Ideen kommen einem entgegen.  Heute habe ich mich lange an ein Erlebnis in Obertauern 1979 erinnert.

Die Gondel ist bequem und schnell,  hält einen aber gefangen

Ich bin 1979  mit einer Gruppe Burschen vom Petrinum auf Schikurs und ich ihr Schilehrer. Alle sind wir schon heiß auf die Auffahrt auf das Zehnerkar. Diese Auffahrt kann etwas. Kurz in der Gondel und gleich einmal ordentlich Höhenmeter. Das wünscht sich doch jeder. Gerade auch die Politik ist von dieser faszinierenden Sachlage begeistert. Ein schneller Erfolg. Unten mit den Menschen einsteigen und binnen kürzester Zeit am Gipfel. Es kam aber ganz anders. Wir fahren mit der Gondel über die Mittelstation (wir kennen alle die aaaaaaah-Rufe dabei) und kurz darauf stehen wir. Es geht nichts weiter. Die ersten Entertainer holen ihre Spässe hervor. Es ist noch zum Lachen und die Stimmung ist erwartungsvoll: Es geht doch gleich wieder weiter. Doch es kam wieder anders. Wir stehen still und stehen still. Über eine Stunde tut sich nichts. Stillstand. Auch die Spässe sind uns ausgegangen und die ersten haben mehr als aufgeregt reagiert. Der Gondelbegleiter hat zu beruhigen versucht. Er stand mit uns im Stillstand und konnte doch nichts tun. Das erinnert mich an die heutigen Politiker. Mandlbauer hat in den heutigen OÖN ( http://www.nachrichten.at/ ) im Leitartikel einen solchen Stillstand beschrieben. Damals gab es kein Handy und wir waren alle auf den Gondelbegleiter angewiesen. Er war sozusagen der Politiker unter uns mit seinen Beziehungen  zur Talstation. Er hat uns getröstet: Es wird gleich wieder. Und mit jeder Minute ist auch das bange Gefühl gestiegen, es könnte ab jetzt bergab gehen. Auch in diesem Gefühl leben viele Menschen heute. Wir steuern auf ein „großes Bergab“ zu und die Politiker tun nichts. Mein Meinung ist, dass sie selber in der Gondel gefangen sind und ganz andere den Lauf der Geschichte lenken.  Wir kennen sie nicht, weil sie sich zum Machterhalt tarnen. Es wäre wahrscheinlich ein gutes Einbekenntnis der agierenden Politiker, dass sie sich nicht als alleskönnende Gestalter darstellen (die nur von der Opostion daran gehindert werden – diese ist aber auch in der Gondel), sondern als Mitfahrende in der Gondel (sie müssen das Volk ja unterhalten und Sicherheit und Zukunft versprühen), also auch als Mitgefangen am Seilbahnsystem.

Schitourengeher sind ein Problem

Auch lese ich heute, dass in den oö Schigebieten die TourengeherInnen immer mehr ein Problem darstellen. Ich selber steige heute auch nur mehr ganz selten in eine Gondel. Ich genieße die Freiheit, nicht abhängig zu sein von den künstlich errichteten (und sehr bequemen) Aufstiegshilfen. Da gehen jetzt ein paar aus dem System heraus und schon sind sie ein Problem. Meine Sicht ist, dass noch viel mehr Menschen diese laufenden Systeme verlassen werden (nicht nur wegen des Preises der Liftkarten).  Als ich dieser Tage auf der „Wilden“ (1917m) bei Vorderstoder gestanden bin und auf die Bergstation des Hößkogelliftes geschaut habe und weiter hinüber auf das Warscheneck, wurde mir klarer. Aus dieser Sicht hat die geplante Schischaukel keinen Sinn. Es wird aber das „Aufstiegshilfensystem“ auch jene in ihren Gondel, hinaufbringen, die dann unterschreiben und genehmigen. Sicher, es geht auch um Arbeitsplätze und eine Perspektive für die Region. Der Wirt, bei dem wir die Suppe gegessen haben, hat das beschworen. Die Zukunft liegt aber ganz sicher nicht in einem 75 Millionen-Projekt.  Das „System Gondel“ ist aber schier unaufhaltsam.

Ein Email aus Paraguay

„Liebe Leute, zu allererst schicke ich euch allen mal ganz sommerliche Weihnachtsgruesse aus Paraguay. Die Advents- und Weihnachtszeit war fuer mich heuer eine ganz neue und sehr bereichernde Erfahrung. Auch wenn uns Papa Noel an jeder Strassenecke anlaechelt, gefaellt es mir sehr, dass sich hier zu Weihnachten eigentlich nichts geschenkt wird und die Menschen sich aufs Wesentliche konzentrieren- die Geburt Jesu, das Feiern in der Familie. Und Familie bedeuted hier Grossfamilie mit allen, die nur annaehernd dazu gehoeren. Da wird sich dann zusammengesetzt, ein Schwein geschlachtet und gemeinsam dieses frohe Fest gefeiert“, schreibt mein Nicht Kathi von ihrem freiwilligen Jahr auf der anderen Seite der Weltkugel. Ich habe das Gefühl, dass dort das Gondelwesen noch nicht Einzug gehalten hat. So einfach ein Schwein schlachten wäre bei uns schon eine ordentliche Prozedur. Da ist uns einiges (wenn nicht gar vieles) verloren gegangen. Sie schreibt weiter:  „Nun gut, es gaebe soviel zu schreiben und zu erzaehlen. Jeden Tag lass ich mich von den Menschen und ihrer Kultur bereichern. Ich staune, lebe, erlebe. zweifle, erfahre und versuche zu verstehen…und geniesse die vielen schoenen Momente, die mir hier geschenkt werden…Feliz Navidad y muchos saludos, Kathi“. Das wäre auch für uns der Schlüssel: Nicht immer berechnen, in eine Excel-Liste hineinevaluieren, sondern einfach nur staunen…

Jetzt – die Kraft der Gegenwart

Auch wenn ich das Buch von Eckhart Tolle „Jetzt“ noch nicht ganz gelesen habe, so ist alleine der Hinweis darauf, dass wir im Jetzt und in der Intuition leben dürfen, ein ganz wertvoller für die Zukunft der Gesellschaft.

Ich wünsche uns allen heute ein gesegnetes Jahr 2011 und die Sicht, dass in uns die Welt und alles Gold der Welt liegt. Wenn wir dieses Gold teilen, dann werden wir Freude und Zufriedenheit ernten. Das heißt für uns alle, nicht in jede Gondel einzusteigen. Schlachten wir einfach ein Schwein.