Rein essen und trinken

Warum der jetzige Skandal „Pferdefleischskandal“  heißt, kann ich nicht nachvollziehen. Da bin ich nicht alleine. Auch bei der Griechenlandkrise ist es mir genauso ergangen. Sie sollte eigentlich (deutsche) Bankenkrise in der EU heißen. So auch beim jetzigen Skandal, der ein „Etiketten-Schwindel-Skandal“ ist. Wer sagt denn, dass in diesem europäischen Mischmasch nicht auch Katzen, Hunde, Meerschweinchen oder Sägespäne  dabei sind. Haben die Untersuchungen das im Fokus? Nach dem Krieg, so erzählt es meine Mutter, hat man die Würste „gestreckt“ und etwas Sägemehl dazu gegeben. „Das haben wir gar nicht bemerkt“, hat sie versichert. Überall, wo zusammen gemixt wird, kann man auch „Ähnliches“ dazu mixen, passend oder nicht, appetitlich oder nicht. In jedem Fall hat der Misch-Masch einen Vorteil: Es ist fertig. Mikrowelle. Heißes Wasser. Backrohr. In jedem Fall nur ein Dreh an irgend einem Knopf. Fertig. Done.

Verführt zum Mischmasch und zur Abhängigkeit

GläserIch gehe davon aus, dass die meisten der jungen Erwachsenen heute nicht mehr sagen können, was in einer Wurst oder in gefüllten Tortellini drinnen ist. Die Fertigpizza ist belegt mit Dingen, die auf den ersten Blick auch nicht gleich identifizierbar sind. Der Handel und die Lebensmittelindustrie haben nur ein Ziel: Sie wollen uns das Leben vereinfachen und dabei das Geld aus der Tasche ziehen. Ich erinnere mich noch ganz genau, als vor Jahren Familien bei meinem Bruder „ein halbes Schwein“ bestellt haben. Er ist heute noch Selbstvermarkter. Sie haben sich noch ausgekannt, was man daraus alles machen konnte. Heute wäre das ein krasse Überfoderung. Es wäre so, als ob das Fahrrad in Einzelteilen da liegt und zusammengebaut werden müsste. Da gibt es doch Spezialisten, die mir die Sattelhöhe einstellen, oder? Beim Zubereiten des Essens sind wir mittlerweile auch so hilflos geworden.  Wer reibt die Karotte, schält die Gurke, klopft das Schnitzlfleisch, kocht die Kartoffeln und macht Püree. Das gibt es alles fertig und schon wunderbar vermischt. Da haben wir einiges verlernt. Kochwissen ist verloren gegangen oder ist am TV-Schirm zu bewundern, während die Fertiggerichte in der Mikrowelle „entstehen“.

Unvermischt und rein

Ich war ein älterer Jugendlicher. Damals hat uns ein „erfahrener Junggeselle“ einen Ratschlag gegeben, der bis heute hängen geblieben ist: „Wenn du trinkst, dann trinke rein!“ Damals sind allerhand Mixgetränke modern geworden und der nächste Tag war von „Schädelweh“ gezeichnet. Rein und unvermischt. Bier ist Bier. Schnaps ist Schnaps. Wein ist Wein. Wasser ist Wasser. „Gib dem Mixed-Teufel keine Chance“, war seine „Predigt“. Er hat nach Jahrzehnten immer noch recht. Das Übel kommt vom Mischen, vom Durcheinander, vom „Fertigtrink“. Es grüßt vor allem der Himmelsspringer. Wer nicht mischt, hat das ursprüngliche Feeling und braucht die „Pantscher“ nicht fürchten. Gurke ist Gurke, Karotte Karotte und Mehl ist Mehl. Wein ist Wein und Stiegl ein Stiegl. Unvermischt und rein ist die Lösung. „Zusammenmischen“ kann es doch jede und jeder selber, oder? Dann weiß jeder, was drinnen ist. Ohne Etiketten-Überwachungsstaat. Deshalb: Das vereinfachte Leben ist unvermischt. Der Ausgangspunkt immer ein klares reines unverkennbares Produkt. Na dann: Prost und Mahlzeit. Auf die eigene „Mischung“.