Taste the Waste auf den Kinostufen

Das Foyer des Moviemento ist übervoll. Kurzfristig haben wir uns entschieden, den Film „Taste the Waste“ anzuschauen. Die Karten sind aus. Restplätze auf den Stufen stehen noch zur Verfügung. Wir nehmen sie. Wir nehmen Platz und der Film über die systematische Lebensmittelvernichtung startet gerade. Zwei junge Männer suchen in Wien aus den Abfallcontainern eines großen Lebensmittelgeschäftes vielerlei Genießbares heraus. Der Film geht in die USA, nach Frankreich, Deutschland bis nach Afrika, um diesem „unglaublichen Wahnsinn der Vereinheitlichung und gleichzeitigen Vernichtung auf der Spur zu bleiben“. Ich sitze ungemütlich auf den Stufen. Die genannten Zahlen und die Bilder sind aber derartig „beeindruckend“, dass mir das überhaupt nicht auffällt.

11%

In Österreich gibt jeder Haushalt durchschnittlich 11% für Lebensmittel aus. Es ist klar, dass damit der Wert dieser gewachsenen und erzeugten Produkte weit unter dem wahren Wert liegt. Viele Menschen haben kein Gefühl und keine Beziehung mehr zu einer Kartoffel, zu einem Ei oder zu Brot. Mit Sonderangeboten wird es uns vom Handel EU weit genormt „nachgeworfen“. Ich bin jedes Mal erschüttert, wenn in der Brotabteilung kurz vor dem Zusperren noch alle Regale gefüllt sind. Es läuft vieles schief. Den Menschen wird zuerst das Lebens-Wissen, die Beziehung zur Natur und die Kraft aus der tiefen Einfachheit genommen, damit sie nachher in Abhängigkeit dem nachrennen, was in der Werbung als „lebenswichtig“ dargestellt wird. Das ganze „Sparpaket“ könnten wir uns sparen, wenn die Logik des Lebensmittelhandels wieder regionaler, vielfältiger und von der Wurzel her näher zum Menschen kommt.  Tief betroffen und sehr bestärkt verlassen wir das Kino und die anschließende lebhafte Diskussion: Wir betreiben unseren Garten. Wir kaufen bei den Bauern. Alles aus der Region. Wir genießen diese Lebens-Mittel.

Ein Hilfsschulwart hat es in der Diskussion auf den Punkt gebracht: Dieser Film gehört in jede Schule. Ich selber würde vorschlagen: Der Film muss von Konzernchefs, der Sparte Handel und den zuständigen Politikern ebenso „Pflichtprogramm“ sein. Wirtschaftswachstum durch systematische Lebensmittelvernichtung kann nicht die Zukunft sein. Da bekommen wir auf lange Sicht eine „Herzensvergiftung“.