Täter braucht das Wort. Ein besonderes Chorprojekt

In den letzten zwei Monaten durfte ich als Tenor bei einem einzigartigen Projekt mitmachen. Am 5. Feber wird dabei die Meisterprüfung in Form eines besonderen Chorkonzertes abgelegt. Aber alles der Reihe nach.

Wer gibt den Ton an, wer dirigiert?

Es ist nicht selten, dass ein bewährter Chorleiter studieren geht, familiären Verpflichtungen auftauchen, durch einen Ortswechsel der Chor zu weit weg, das Alter zu weit fortgeschritten ist.  So haben auch wir als Kirchschlager Chor keinen Chorleiter gehabt. Die zündende Idee eines Chormitgliedes war: Wer sich das zutraut, wird im Rahmen einer professionellen Ausbildung dazu befähigt, „den Ton anzugeben, den Chor zu dirigieren und die Freude am gemeinsamen Singen zu kitzeln“. Sieben Frauen und Männer waren dazu bereit. Sie haben mit uns in den letzten beiden Monaten viele tolle Lieder einstudiert und wir wurden alle miteinander prüfungsreif. Wir sind ein wenig angespannt, aber positiv gestimmt, wenn wir vor großem Publikum von den sieben ChorleiterInnen „angefeuert“ werden.

Gemeinsames Singen ist heilsam

Auch wenn es zeitlich oft knapp ist, so ist jede Chorprobe eine „heilsame Stunde“. Konsequent in der Chorgemeinschaft ein Musikstück zum Ausdruck bringen ist ebenso ein Kunstwerk, wie das Badminton-Doppel in der Meisterschaft vor Jahren. In diesen Wochen sind mir vor allem die Texte unter die Haut gegangen. Im Lied „Mach mich still“ von Werner Hoffmann singen wir in der 3. Strophe: „Hilf uns nun, bei dem Tun. Täter braucht das Wort. Diese Welt wird erhellt durch dein wahres Wort.“ Natürlich begleiten mich da die Gedanken an den Think Tank und den Do Tank im Rahmen der Academia Superior und mein Singen wird dabei immer intensiver, dass das Überlegte und Gedachte auch „Täter“ findet. Wenn in einem Lied der Text nur „Bongo bongo bongo bongo….“ lautet, so schaut das einfach, ja primitiv aus. Es ist nicht der Text, sondern der tolle Ryhthmus, der dieses Lied auszeichnet. Auch hier der Nebengedanke, der Distanzgedanke an viele Bereiche, wo das Gesagte banal scheint, aber durch die gemeinsame Rythmik erst die Dynamik und den Ausdruck entfaltet.  Im Lied „Drei schöne Dinge fein“ aus dem 17. Jahrhundert sehen wir, dass auch damals Menschen zu leben wussten. Der Refrain lautet: „Die liebliche Musik, ein freundlicher Anblick, ein guter frischer kühler Wein, das sind drei gute Dinge fein, damit man sich erquickt.“ Und dann taucht die bange Frage auf: Wo und wer kann heute diese liebliche Musik schaffen bei all den technischen Geräten und Musikkonserven?

…durch Singen sich befrei’n

Lorenz Maierhofer (geb. 1956) läßt uns mit  seinem Lied „Fröhlich klingen unsere Lieder“ in der 3. Strophe singen:“Manche Sorge unsrer Tage kann durch Singen sich befrei’n. Laut uns leise in guter Weise, oh. Welche Freude! Welch ein Frieden! Dieser Tag ist uns geweiht!“ Was will man da noch sagen? Es ist das Singen, das uns „heilen“ kann.