Über die innere Kraft der Musik

Spiri#Walk

Salzburger Himmel

Wo kann der Mensch eine große Lebendigkeit bis hin zur Leidenschaft „entwickeln“, also auswickeln, ins Wachsen bringen? Es ist bei Musik in allen Facetten. Das beschreibe ich unter anderem in meinem Buch mit Beispielen, wie Musik – in diesen Fall ein bescheiden gesungenes Lied – belebt. Gerade das konsequente „Einsperren“ beispielsweise  der Musik mit der ganzen Kultur zusammen auf Bühnen und bei Konzerten wegen COVID trocknet nicht nur Lebensgrundlagen, sondern Seelen und Gemeinschaften aus.

Hier eine kleine Passage aus meinen Buch über die besondere Kraft der Musik und des Singens:

„Ich gehe behutsam in das Zimmer, in die Nähe der kleinen bettlägrigen Frau, setze mich vorsichtig auf den Stuhl gleich am Bettrand. Sie reagiert nicht. Geduld und innehalten. Ihr Gesichtsausdruck sagte mir, dass sie nach innen lächelt. Von der Kirche wusste ich, dass sie immer mitgesungen hat, so gut es ging. Ganz leise begann ich zuerst zu summen. Dann mischte ich allmähglich den Text dazu: „Jesus, dir leb ich, Jesus dir sterb ich, Jesus dein bin ich, im Leben und im Tod.“ Beim zweiten Mal macht sie die Augen auf, schaut mich an, beginnt zu summen, die Lippen sagen den Text mit. Es war ein Lied, dass sie ganz tief innen angerührt hat. Das Lied wurde in der Pfarre beim Gottesdienst immer gesungen in Zeiten des Lebens und Sterbens. Ihr Schwiegersohn war freudig überrascht. Die Tochter gesellte sich dazu. Gemeinsam singen noch zwei Lieder. Von der Krankenkommunion kann sie nur ein ganz kleines Stückchen nehmen, den Rest nimmt die Tochter und der Schwiegersohn. Ich berühre ihre Hand und sie schließt ihre Augen. Sie ist wieder nach innen eingekehrt. Die Melodien haben sie herausgeholt in unsere Welt, wo sie ansonsten gar nicht mehr daheim war. Nicht lange später ist sie gestorben. Die Erinnerung an diese Begegnung und die lösende, weckende Kraft der Musik gehen seitdem mit mir ermutigend mit. Gerade beim Gehen sind Lieder und Melodien meine Begleiter. Außer es geht bergauf, da genügt der Atem. Aber der ist auch eine sehr persönliche Melodie entlang von Einatmen und Ausatmen.“ (S 129)

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