Unsere Entscheidung muss sieben Generationen gut sein

Ein Kino-Abend, der nährt, orientiert, ermutigt. „But beautifull“ ist nicht nur ein schöner Titel. Der neue Film von Erwin Wagenhofer ist wieder mit unglaublich viel Gespür für die Fein- und Tiefenstrukturen unserer Erdkugel mit dem Menschen darauf  gemacht. Papst Franziskus würde ihn gerade nach der Amazonien-Synode als Pflichttermin für Christinnen und Christen ausrufen. Der Film nimmt die Menschen in die „Pflicht der Nachhaltigkeit, der Achtsamkeit und der Kooperation“. Und weil bei heutigen Menschen „Pflicht“ schlecht riecht, hat Wagenhofer mit Menschenbildern, Naturereignissen, der Musik und wunderbaren nachhaltigen Projekten ein intrinsisch motivierendes „beautifull“ herausgezoomt.

Wenn indigene Menschen, die sich mit allem verbunden sehen und diese „verbundenen Wirkungen“ auch beachten, eine Entscheidung treffen, dann muss sie für sieben Generationen gut sein. Sie stellen nicht das Geld, den Profit, das Geschäft in den Mittelpunkt, sondern den konkreten Menschen, der mit allen und allem verbunden ist.

Wie könnte ein gutes, ein gelungenes Leben aussehen?

Genau diese Sicht der tiefen Verbundenheit erinnert mich an eine Aussage von Ernst Gugler bei unserem Klimapilgern. „Es  genügt nicht, das Schlechte etwas besser zu machen. Es muss von Anfang an gut sein.“ Und er hat seine Drucktechnik als Kreislauf gesehen, cradle to cradle, also von der Wiege zur Wiege. Heute sagen das selbst Industriebosse wie Axel Kühner von Greiner bei einem Gespräch dieser Tage im Wissensturm: „Wir müssen mit aller Kraft geschlossene Kreisläufe in die Produkte bringen und diese Kreisläufe rein und sauber halten.“ Beim Zuhören sagte ich zu mir selber: Möge die Übung bald gelingen. Zurück zum Film, der folgende Fragen aufwirft und anhand von Menschen und Projekten für mich sehr schlüssig beantwortet: „Wie könnte ein gutes, ein gelungenes Leben aussehen? Ist ein „anderes“ Leben überhaupt möglich?“  Der Film zeigt Perspektiven ohne Angst, berichtet über Verbundenheit in Musik, Natur und Gesellschaft, über Menschen mit unterschiedlichen Ideen. Ein großes gemeinsames Ziel verbindet alle: Eine zukunftsfähige Welt geht. Wagenhofer zeigt Frauen ohne Schulbildung, die Solaranlagen für Dörfer auf der ganzen Welt bauen. Eine Familie als Permakultur-Visionäre auf La Palma, die Ödland in neues Grün verwandeln. Ein österreichischer Förster aus dem Salzburgischen, der die gesündesten Häuser der Welt aus Holz entwickelt. Der Dalai Lama ist mit seinen essentiellen Botschaften präsent wie seine tibetische Schwester mit ihrem  großem Herz für die Jugend. Musik spielt im Film eine große Rolle. Deshalb auch ein junges Jazztrio, ein etablierter Pianist, eine beseelte kolumbianische Sängerin, die den Klang der Schönheit vermitteln. Wer wach hinhört, hört die Einfachheit, die unsere gemeinsame Basis ist und uns über diese Weltkugel verbindet.

Auf ins Kino!