Wagner offenbart das Denken und Wollen Roms

Bei den Puchberger Bauerntagen letztes Wochenende hat ein Teilnehmer bei meinem Vortrag zu Kirche und Medien gemeint, „dass man nach der Ernennung Wagners mit ihm von Anfang an ziemlich hart verfahren ist. Er hat seine Mitbrüder gleich gegen sich gehabt und alle Medien. Da hätte man ihm doch auch ein wenig Zeit geben und ihn kennenlernen können.“ Ein anderer hat in diesem Gespräch gleich eingeworfen, „dass Pfarrer Wagner in der Diözese und bei den Priesterkollegen hinlänglich bekannt war“. Er führte das ins Rennen, um Verständnis zu bekommen für die von Beginn an breite ablehnende Haltung.

Eine Frage der angelegten Brille

Heute sehen wir, wohin das geführt hätte, wenn Wagner als Weihbischof solche Predigten gehalten hätte und in den Visitationsberichten seine Sicht auf eine Diözese, die täglich ganz konsequent und in Einheit mit der Weltkirche den Weg in die Zukunft geht, so geschildert hätte. Die Diözese zeichnet aus, dass die Verantwortung im guten und konstruktiven Miteinander von Geweihten und beauftragten Getauften wahrgenommen wird. Der Blick und die Sorge um die Menschen von heute steht vor der Sorge um den machtvollen Selbststand der Kirche, wie er von Rom mit den neuesten Mitteln des Marketing und der Kommunikation aufrechterhalten wird. Schaust du mit einer rosa Brille in die Welt, erscheint alles rosa. Nimmst du die grüne Brille, ist alles grün. Es ist eine Frage der Brille. Solange Wagner die schwarze Brille verwendet, wird er schwarz sehen (oder rot).  Natürlich hat Wagner recht, wenn er diese Brille trägt, wo in Rom genau diese Brillenversion angesagt ist. Wagner zeigt uns in einer frappierenden Art, was in Rom derzeit gedacht und wie alles gesehen wird.

Es geht nicht alles und jeder unter einen Hut

Ein Bekannter schickt mir folgende Email, in dem er analysiert, dass ihm das Christsein in dieser Kirche durch die Äußerungen Wagners sehr schwer gemacht wird. Er analysiert die Sachlage so: „Irgendwo muss ich auch meine Meinung jetzt deponieren. Keine Angst, ich trete nicht aus der Kirche aus, und ich drohe auch nicht damit. Dazu habe ich schon viel zu viel unter ihr gelitten. Aber Eines möchte ich nachdrücklich klarstellen: Das KURIER-Interview – und ich habe es Wort für Wort gelesen! – haut mir schon die Ketten aus! Und zwar deshalb, weil es in meinen Augen bei weitem den Rahmen sprengt, den man so gerne mit „legitimem Pluralismus“ umschreibt. Ich will mit dem nicht in einer Kirche sein, denn Vielfalt kann ja nicht darin bestehen, dass immer auch das Gegenteil noch richtig ist!  Wagners Positionen sind aber das glatte Gegenteil dessen, was sich für mich aus dem Evangelium und der Botschaft Jesu ergibt! Ich möchte schon nachdrücklich festhalten, dass der für mich kein Bruder im Geiste Jesu ist (da gibts eh genug, mit denen ich mich auch hart tue, aber bis zu einem gewissen Grade kann man ja sagen, man kann sich seine Verwandtschaft nicht aussuchen), sondern mein weltanschaulicher Gegner, um nicht zu sagen: ein Feind.
Und es wird wohl schon so sein, dass einer wie Wagner von der Diözese gar nicht zu derheben ist, selbst wenn die das wollte, aber eine ganz zweifelsfreie Abgrenzung erwarte ich mir schon, und zwar noch deutlicher als die gestrige Wortmeldung des Generalvikars, die vom KURIER heute als „Kleinreden“ charakterisiert wird.“

Damit steht dieser Bekannte nicht alleine, weil alleine in den letzten Tagen mehrere Personen die unauflösliche Diskrepanz so geäußert haben. Es kann nicht das Ziel sein, Menschen mit austreibender oder vertreibender Wirkung in die Mitte hereinzuholen oder um jeden Preis „unter den diözesanen Hut zu bringen.“