Wenn Schnee ins Getriebe kommt

„Von Sattledt nach Linz 1h25min!!! Was will man mehr, toller Linzer Knoten!!!“ – so schreibt Siegi S auf Facebook am Montag früh. Kommt das weiße Nass in Form von Schnee vom Himmel, so hat man den Eindruck, geht fast gar nichts mehr. Zumindest auf den Straßen. Der Schnee ist eine kollektive Bremse, die angezogen wird. Ein Stück Angst, ein wenig Ungeschicklichkeit und ein paar Sommerreifen tun das ihre. Die durchorganisierte Welt geht vom Gas bzw. muss vom Gas. Mir gefällt das. Auch, weil ich genau jetzt, wo unendlich viele  irgendwie irgendwohin müssen, bei meinem Laptop sitze und im trockenen und warmen Arbeitszimmer die unverschneiten Tasten beklopfe. Ich kann mich noch gut erinnern, wie vor drei Jahren auch überhaupt nichts mehr gegangen ist. Der Schülerbus hatte mehr als eine Stunde Verspätung. Einzelne Kids hatten daraufhin die Eltern informiert, dass nichts weitergeht. Da sind tatsächlich Eltern mit ihren Autos aufgetaucht  und haben versucht, auf eigene Faust die Kinder in die Schule zu bringen, wo auch keine LehrerInnen waren, weil sie ebenfalls im Schnee gesteckt sind. Dort uwrde mir klar, dass eine gelassene Haltung zur Realität verloren gegangen ist. „Heute geht nichts, wir gehen wieder heim“, war nicht mehrheitsfähig an der Bushaltestelle. Schade, dass der Mensch diese massiven Interventionen nicht positiv lesen kann: Es ist Zeit, einen Tag untätig zu verbringen.

Muss es wirklich das Auto sein?

„08:08… im zug nach innsbruck…“, so schreibt über ihr iPhone Susi S. am verschneiten Montagmorgen. Sie wollte die Strecke aus verschiedenen Gründen mit dem Auto packen. Sie hat sich aber in diesem Umfeld lieber dem öffentlichen Verkehr hingegeben. Das wird ihre Nerven sparen und sie wird, auch wenn es mit Versprätung ist, in Innsbruck ausgeruht und ungefährdet ankommen. Das öffentliche Verkehrsmittel ist deshalb so fein, weil es mich in meiner Haltung ändert: Vom Weg-Macher hin zum Getragenen oder besser Gefahrenen. Das Auto vermittelt den Eindruck, als könnten wir individuell handeln. Spätestens der Schnee macht uns bewusst, dass wir nicht nur gebremst sind, sondern uns auch der Schein der Individualität echt unter Druck setzt.

Ein bischen Schnee im Getriebe wird zur guten  Herausforderung, nicht nur auf der Straße, sondern vor allem  im Kopf: Was läuft da eigentlich Tag für Tag mit mir?