Weinskandal und Schlangenhaut. Die Chance der Emmausgänge?

„Mit Sicherheit ist offenbar notwendig, was geschieht. Und mit Sicherheit birgt auch diese Krise den Keim für Neues, für neue Glaubwürdigkeit, neue Strukturen, lebensfördernde Rahmenbedingungen und neues Leben in sich. Vorrausgesetzt werden muss, dass man sich den Themen und Ursachen ehrlich  stellt und die Aufarbeitung, Ursachenforschung und Konsequenzen nicht scheut“, so schreibt Monika Greil-Payrhuber in ihrem Oster-Email an FreundInnen.

Verfrühte, aber notwendige Emmausgänge

“Wir leben in kirchenpolitisch sehr turbulenten Zeiten. Die Finanzkammer spricht von einer Welle an Austritten. Viele Menschen sind aufgeschreckt, empört, haben viel Vertrauen in unsere Kirche verloren. Die “Emmausgänge” mit Klagen und düsteren Prognosen finden heuer offensichtlich schon ein wenig früher statt. Diese “Gänge” sie sind allerorts anzutreffen und viele verstehen noch nicht ganz, was da gerade geschieht und warum es reinigend und klärend ist, was geschieht”, nimmt Monika G.-P. Bezug auf die kommende Zeit.  Wir haben in Kirchschlag die Emmausgeschichte als “Leitgeschichte” für die Arbeit und das Selbstverständnis der Pfarre. Wir sind getragen von der Hoffnung, dass sich einer dazugesellt und uns die Augen ein Stück weit öffnen kann für das, was nach dieser Zeit kommen wird.

Weinskandal und Schlangenhaut

In vielen Gesprächen verwende ich immer wieder den Weinskandal als die große Chance, die in dieser Zeit liegt. Damals ist alles zusammengebrochen und aus diesem Scherbenhaufen ist ein ganz neues Weingefühl erwachsen. Ehrliche Arbeit, professionelle Verarbeitung und Begeisterung für das Produkt haben zu dieser Auferstehung des Weines gefüht. Dieser Tage hat ein Geschäftsführer einer Werbeagentur vor den SeelsorgerInnen des Dekanates Linz Mitte gemeint, „dass sich die Kirche gerade häutet“. So wie eine Schlange immer wieder die äußere Schicht ablegt, so muss auch die Kirche einen „Relaunch“ wagen, ganz im Sinne des II. Vatikanums mit der gemeinsamen Verantwortung aller Getauften. Wir kennen die Grundintention Jesu, die in den Seligpreisungen enthalten sind. Wenn nicht die Begeisterung dafür in den Herzen der Getauften durch den Wind des Heiligen Geistes angefacht wird,  dann kann es keine Liturgie im neuen Wein geben.  Auch wenn einzelne reaktioniäre Kreise wieder in die alte Schlangenhaut zurückkriechen wollen, so steht ein für allemal fest: In diese Haut passt die neue auf gemeinsame Verantwortung aller Getauften bauende Kirche nicht mehr. Und von der Anbetung der alten Haut kann die gehäutete Schlange nicht leben.

Wunsch für die kommenden Tage

Monika wünscht im Email vor allem „Mut, Phantasie für neue Wege und viel Gottvertrauen in diesen stürmischen Zeiten, außerdem besinnliche Kartage und viele Auferstehungserlebnisse an Ostern, vor allem auch im Kreise von Freunden und Familie. Besonders aber wünsche ich euch die Offenheit für Begegnungen auf allen Wegen, erhellende Gottes- und Menschenbegegnungen, damit wir von Emmaus auch wieder zurückfinden zu Leben und Lebendigkeit.“ Ergänzen möchte ich: Möge dir Kirche ihre Angst vor sich selber ablegen, vor allem die Entscheidungsträger.