Zuviel ist nicht genug

„Am Grabstein des Kapitalismus wird stehen: Zuviel ist nicht genug“, war einer der letzten Sätze beim Vortrag von Heini Staudinger am 30. Nov 2012 im Petrinum in Linz. Altpetriner haben den Altpetriner zum Gespräch eingeladen. Schon einmal habe ich hier erwähnt, dass Heini Staudinger nach seiner Matura 1971 mit seinem Freund 1972 mit dem Moped von Schwanenstadt in sechs Monaten nach Tansania gefahren ist. Das hat uns 15-Jährige damals unglaublich  fasziniert. Er hat seinen Traum gelebt. Der Abend bestand aus Erzählungen zu seinem Werdegang, zum Entstehen und Wachsen der Firma GEA und natürlich seiner Auseinandersetzung mit der FMA. Das dabei seine Lebensphilosophie sichtbar, spürbar und erlebbar wurden, versteht sich von selber. Einige dieser anregenden Aussagen und Beispiele teile ich hier.

Brennstoff für die Seele

„Jeder EURO, den ich nicht brauche, erhöht meine Freiheit“, hat er selber als 20-Jähriger von Marianne Gronemeyer gehört. Das hat ihn geprägt. Heute weiß er und kann bestätigen: „Glücklich sein und Sklave sein ist nicht mehr geil.“ Er sieht immer mehr Menschen, die in Abhängigkeit gehalten werden und deshalb nicht zum Leben vordringen: „Je größer das Arsenal des Ungelebten, umso aggressiver werden wir.“ Natürlich spricht er die Werbung an, die in uns dauernde Sehnsüchte und das Nie-Genug schürt. Deshalb sind die Werbefachleute auch die teuersten Mitarbeiter. 1997 schlitterte seine Firma in die Krise. Er hat nicht bei den Arbeitern gespart, sondern die teuersten Mitarbeiter – die Werbeleute – entlassen: „Wenn wir die Werbung selber machen, dann sparen wir am meisten.“ Daraus entstand der heute 1,4 Millionen Mal gelesene Werbefolder „Waldviertler“, der nicht nur Produkte anbietet, „sondern Brennstoff für die Seele liefern sollte“. Werbung ist für Heini nicht Produkte alleine anbieten, sondern die Seele anrühren. Nicht das Mehr und Noch-Mehr ist Ziel, sondern die sinnvolle und einfache Nutzung. Die Seele soll beantworten können, was wir wirklich brauchen.

Geh, scheiß dich nicht an

Das aktuelle Heft titelt er mit „Fürchte dich nicht“. Als Christ weiß ich, dass das eine himmlische Botschaft ist, vermittelt über die Engel an der Krippe. „No fear“ habe ich auch in New Orleans immer wieder einmal verspürt, am Weg nach Assisi und ins Kloster Volkenroda „gelernt“. Das Spiel mit der Abhängigkeit und der damit verbunden Angst wird heute perfekt beherrscht. Immer wieder und immer wieder ermutigt der Altpetriner die anwesenden Altpetriner und natürlich alle ihn umgebenden Menschen mit seiner Grundhaltung,die er irgendwie von den Beatles und dem Let it be herleitet und auf gut oberösterreichisch ausdrückt: „Scheiß di net an.“ Wegbereiter brauchen Mut. Er hofft, dass die Leute wieder mutiger werden. Dann schildert er die Verhörmethoden der FMA. Mit Einschüchterung und Androhen von Strafen soll das komplett aus den Fugen geratene Bankensystem allen aufgezwungen werden. Auch da spürt man bei ihn. No fear. Keine Angst. Er wird auch ins Gefängnis gehen, wenn sie es so weitertreiben. Er hat Arbeitsplätze geschaffen, die Energiewende vollzogen und hat eine wohlbestellte Firma. Gut, dass er den Beratern der Banken nicht gefolgt ist. Sie hätten durch haarsträubende Konstruktionen die Firma ruiniert und den Gewinn erhöht. Da hat er seinen zweiten Lebensgrundsatz angewendet. „Sei do net so deppert.“

Gast auf Erden

Das, was Staudinger im Streit mit der FMA erlebt, ist ein echter Krimi. Ich hoffe nur, dass die Medien hier dranbleiben. Dieser unerschrockene Waldviertler wird uns das unmenschliche technokratische Gesicht dieser Bankenwelt offenbaren. In seinem Firmenverbund werden die Schwächeren geschont und die Starken müssen mehr tragen. Nicht so wie die Banken in der EU, wo die Starken die Schwachen noch ausnehmen. Selber ist er mit der Freiheit ausgestattet, die  auch einen Christenmenschen auszeichnet oder auszeichnen sollte: „Das Glück liegt nicht im Materiellen, sondern anderswo.“ Deshalb haben sie begonnen, Möbel zu erzeugen, die unter dem Titel „Gast auf Erden“ laufen. „Was brauchst du wirklich“, hat einen Gesprächspartner von Heini dazu gebracht, seine Küchenbestellung nochmals zu überdenken. Die eingesparten 8.000.- EUR hat er Heini für sein Afrikaprojekt überwiesen. „So einfach ginge es“, meinte er schmunzelnd und gleichzeitig nachdenklich. Das deutsche Nachrichtenmagazin Fokus wird nächste Woche einen Bericht machen. Seine Geschichte zieht Gott sei Dank Kreise und ich selber wünsche, dass es wieder passiert: David hat Goliath besiegt. Und genau diese Geschichte fand Eingang in die Bibel. Auch da: „Scheiß di net an.“

Im anschließenden Gespräch haben wir über Gabriel Strenger, dem Psychologen und jüdischen Mystiker, den ich in Weiz persönlich kennengelernt habe. Er hat dort ganz klare Kriterien erläutert, wie wir erkennen, dass Gott am Werk ist: „Der Teufel macht Angst. Gott macht Mut.“