Zur Ruhe oder in Balance kommen

Advent. Advent. Advent. Drei Kerzen brennen. Ich möchte ja nicht in die Köpfe und Emotionstruhen der Menschen schauen müssen, was da an Bildern und „Vibrations“ herumschwirrt. Auf Insta lese ich. Siehe Bildausschnitt oben. Diese allseits geschürte Sehnsucht nach Ruhe und Stille überall macht mich etwas „unrund“, weil schier unmöglich für jene, die das posten.

Stille und Finsternis sind die Ressourcen der Zukunft. Stimmt. Aber im Advent? Der Zug bringt mich gerade aus Wien zurück nach OÖ, heute ins Bergdorf. Also nicht der Zug, sondern der von mir erwartete Öffibus. Advent wird landläufig mit Warten, mit Erwarten konnotiert. Und in der Causa Öffibus hat das bisher 99,59%ig funktioniert. Fragt mich nicht, wo die 0,41 % liegen geblieben sind. In 10 Jahren Öffifahren habe ich zwei Mal vergeblich gewartet, auf den Bus. In Ruhe und Stille, ganz unspektakulär gewartet. Einfach nicht gekommen. Da war eine Erwartung, die ins Leere ging. Also zwei Mal. Sonst ist der Bus immer da gewesen wie das Amen im Gebet, vielleicht etwas verzögert. Gedankenwechsel, der Zeit geschuldet. Das Christkind. Gut, da waren es 100%. Das Christkind ist noch jedes Jahr gekommen, seit 1957. Davor kann ich nichts sagen. Von Woanders auch nicht. Und auch nicht darüber, wie das andere erlebt haben. Es dürfte nicht überall geklappt haben. Dort und da hat auch niemand auf das Christkind gewartet, ist nicht in der Haltestelle „Christkind“ gestanden. Wer in der Haltestelle steht und den Bus nicht erwartet, erlebt auch keine Enttäuschung. Man steht, schaut und weiß nicht, warum alle so geschäftig sind, auf Scotty schauen oder herumrennen oder gar ausflippen, weil alle so rennen. Der nichts erwartet hat es leicht und doch wieder nicht. Seine Sehnsucht geht in die Ruhe, in die Stille, in die Abgeschiedenheit, in eine gewisse Selbstrücknahme oder gar Selbstisolation. Ich steh da mit mir selber. Es wird niemand sonst geben, der auch in der Haltposition steht und nicht auf den Bus wartet. Wäre sonst Zufall und damit quantenphysikalisch bemerkenswert. Der Zug fährt dahin. Leute gehen vorbei. 210 km/h. Und was wollte ich jetzt mit der Headline „Zur Ruhe oder in die Balance kommen“ eigentlich sagen? Es geht dahin, es fährt dahin, es fließt, es läuft, es vibriert. Gut, ich sage es frei heraus. Das Gerede von Ruhe und Stille im Advent würde ich gerne ergänzen und behaupten: Es geht mehr um Balance halten in Zeiten wie diesen, in Zeiten der hochgezirbelten Erwartungen. Die Kernfrage ist daher mehr: Wie und wo erfährst du Balance?