Jetzt ist Oberösterreich dran

Ein spürbares und fast hörbares Aufatmen ging in den letzten Tagen und Stunden durch die österreichische katholische Kirche. Zwei Bischöfe wurden ernannt, die mit beiden Beinen mitten im Volk Gottes stehen. Keine unbeschriebenen Blätter. Der Nuntius hat gut hineingehört und die Denke und Handlungsweise von Papst Franziskus dürfte einen neuen Fokus auf Bischofsernennungen legen. Eh klar, werden sich jetzt einige sagen. Nicht so klar, wenn man bis Salzburg denkt. Wer da noch im Spiel war, war nicht von guten Eltern. Und die Salzburger atmen bis heute noch nicht ruhig – wie man hört.

Weber und Aichern

5_plenum2_IMG_7280Bei der internationalen Ordensarchivetagung in Puchberg bei Wels war Bischof Maximilian Aichern die ganze Zeit dabei. Ich habe es genossen, wieder einmal Zeit mit und neben ihm zu verbringen. Da sitzt einer einfach mitten drinnen. Hört genau hin. Meldet sich zu Wort und erzählt Begebenheiten, die für ArchivarInnen höchst interessant waren. Bei der Predigt klare Gedanken und immer einen Schuss Humor dabei. Die Gäste aus den anderen Ländern wie Deutschland, Schweiz und Holland „wundern sich“. Beim Gespräch in der roten Bar meint ein Schweizer: „Berührend.“ Ja, darum ginge es im Bischofsamt oder bei der Aufgabe des Bischofs: berührend leben. Ich erinnere mich auch noch an Bischof Weber, wie er bei einer Tagung sich einfach zu uns auf die Bank gesetzt hat. „Worüber redet ihr?“, hat er vorsichtig gefragt. Und dann hat er zugehört. Lange. Kurz nachgefragt. Wir haben in unserem Gespräch damals kein einfaches Thema gehabt. Spendung von Sakramenten und Sakramentalien durch (beauftragte) Getaufte. Weber war neugierig, interessiert. Zum Schluss meinte er: „Macht’s weiter.“ Ich habe es als Ermutigung gehört von einem Bischof, der doch aus meiner Sicht eher „pfarrer-orientiert“ agiert hat. Aber er hat sich dem Neuen nicht verschlossen. Er hat sich berühren lassen.

Mittendrin und anschlußfähig

krautwaschlWilhelm Krautwaschl (Vorgänger von ihm haben zum Beispiel Schoiswohl, Weber, Schuster, Zwerger, Rauscher, Eberlein geheißen) habe ich persönlich kennengelernt. Wir sind auf Facebook und Twitter seither in Verbindung geblieben.  So wie ich überall lese und sehe, ist er ein bescheidener lernender Priester, der Gemeinschaft sucht. Communio ist ihm nicht nur theologisch, sondern auch praktisch wichtig. Das Geräusch des Geschirrspülers gehört zur Freundesrunde. Da ist auch das Handy machtlos, den Anruf des Nuntius an den Mann zu bringen. Eine schöne Geschichte. Ich hoffe, dass er diese Anschlussfähigkeit mitten unter den Menschen wie Papst Franziskus selber mitnehmen kann in das Amt des Diözesanbischofs. Ich traue es ihm zu. Die Diözese Graz kann aufatmen. Jetzt ist Oberösterreich dran. Es ist zu wünschen, dass das „Mittendrin und die Anschlussfähigkeit“ wieder Einzug halten. Das könnten dann wieder wirklich „gute Jahre“ werden, wo man gerne dabei ist. Hoffen darf man es. Und den Nuntius „bedrängen“.