Autofrei verändert das Mobilitätsverhalten nachhaltig

FreiraumSeit ich in Wien für die Ordensgemeinschaften tätig bin, habe ich mein „Mobilitätsverhalten“ grundsätzlich von Auto auf Öffi umgestellt. Das hat mich in meinem Verhalten zur Bewegung von A nach B wirklich verändert. Natürlich fällt mir deshalb die Agenturmeldung über den Erfolg des Autofastens ins Auge.  Die Fastenzeit ist ja nicht mehr weit. Fasten hat etwas mit Zurücknehmen zu tun. Oder wie es Sr. Beatrix Mayrhofer in der Linzer Kirchenzeitung für die Orden treffend formuliert: „Vielleicht will ja Gott, dass wir in dieser wachstumsversessenen Welt vorleben, wie man auch am Abnehmen und Beschränktwerden wachsen kann.“ Sie bezog sich auf die rückläufigen Zahlen bei den Frauenorden. Zurück zur Fastenzeit und zum Autofasten. Das „Umsteigen“ auf Öffis haben nach der Studie zum Autofasten 4% gemacht. Persönlich zähle ich mich zu den 4%, weil ich mir nicht mehr vorstellen kann, mit dem Auto Oberösterreich, Wien und den Rest von Österreich zu verbinden. Das Öffi-Fahren hat in mir die Haltung und Einstellung zur Welt geprägt und mit den Erfahrungen des Weitgehens verbunden: Die Welt, die Chancen, das Leben, der Weg, die Schienen, die Straßen kommen einem entgegen. Das entspannt. Nährt das Loslassen. Gibt Neuraum. Eben: Autofrei verändert das Mobilitätsverhalten nachhaltig und es ist für mich ein „Gewinn“. Was wie eine Reduktion der individuell gestaltbaren Mobilitätsmöglichkeiten ausschaut, entpuppt sich als neuer und billigerer Freiraum.

Hier die Kathpress-Meldung zum Autofasten und zur Studie

Auto„Das hat eine deutsche Studie ergeben, die das Saarbrücker Sozialforschungsinstitut iSPO im Vorjahr im Auftrag der an der Fastenaktion beteiligten evangelischen Landeskirchen und katholischen Diözesen in Deutschland durchgeführt hat. Mehr als 50 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass sie auch nach Ende der Fastenaktion im Alltag häufiger öffentliche Verkehrsmittel nutzen und viel bewusster Auto fahren. Etwa vier Prozent haben sogar ganz auf das Auto verzichtet. Im Zentrum der Untersuchung stand eine Online-Befragung. Angeschrieben wurden 2.700 Teilnehmer der Aktion „Autofasten“ aus den Jahren 2010 bis 2012. 725 Personen schickten den Fragebogen zurück. Zusätzlich zur Online-Befragung wurden Teilnehmer per Telefon-Interview befragt. Zusätzlich dazu wurden Verkehrsunternehmen und Umweltverbände um ihre Einschätzung der Aktion gebeten. Werner Göpfert-Divivier vom Sozialforschungsinstitut iSPO: „Die Aktion Autofasten hat sich bewährt. Sie ist in der Öffentlichkeit bekannt und hat sich etabliert. Insgesamt ist sie Symbol für die Regionen übergreifende Zusammenarbeit der christlichen Kirchen und für die themenzentrierte Zusammenarbeit zwischen kirchlichen und weltlichen Organisationen“. Zudem habe die Aktion das Potenzial für eine Marke, die für ein Engagement zur Bewahrung der Schöpfung und einen schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen stehe, so Göpfert-Divivier.

Spiritualität und Umweltschutz

Für den Direktor der Abteilung „Ziele und Entwicklung“ in der Diözese Trier, Gundo Lames, glücke es der Aktion Autofasten, „die Spiritualität des christlichen Fastens mit einem aktuellen, politischen Thema zu verbinden. Damit wird das Fasten neu erklärt und der Einsatz für die Umwelt – oder christlich für die Schöpfung – betont und beworben“, so Lames. Die Studie enthält aber auch Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Autofastens. Schließlich gab beinahe die Hälfte der Befragten an, dass die Aktion zu wenig Menschen erreiche. Gerade im ländlichen Raum stoße die Aktion immer wieder an Grenzen; Verbesserungspotenzial bestehe somit vor allem in der Kommunikationsarbeit. In Deutschland wird die heuer in ihr 16. Jahr gehende Aktion Autofasten von den Diözesen Trier, Main und Speyer, dem Diözesanrat der Katholiken in der Diözese Aachen, den evangelischen Kirchen im Rheinland, in Hessen-Nassau und in der Pfalz sowie der katholischen Kirche im Großherzogtum Luxemburg durchgeführt. Die beteiligten Kirchen rufen dazu auf, in der Fastenzeit das Auto möglichst oft stehen zu lassen. Stattdessen soll das Auto möglichst ersetzt werden: durch Radfahren, Busse, Bahnen oder einfach zu Fuß gehen. Kann das Auto nicht ersetzt werden, wird daran appelliert, Sprit sparend zu fahren, Elektromobile zu erproben, Fahrgemeinschaften zu bilden oder das Auto mit anderen zu teilen („car-sharing“).“

3 Kommentare

    • Hemma Spreitzhofer auf 2. Februar 2013 bei 14:09

    danke ferdinand für deinen beitrag. wir haben seit 7 oder 8 jahren kein auto mehr. unser auto hat irgendwann den geist aufgegeben und wir haben einfach keines mehr gekauft. in wien war das überhaupt kein problem. jetzt leben wir seit gut 1 jahr in der nähe von salzburg „auf dem land“. und auch hier ohne eigenes auto. das war schon eine ziemliche umstellung. die lokalbahn ist knapp 2 km von unserer wohnung entfernt. ich nütze eine kombination aus bahn, bus, fahrrad, zu fuß gehen, taxi, carsharing und geliehenen autos von freundInnen. mit dem täglichen fußweg zur bahn hab ich auch meine bewegung… 😉

  1. Grüß Dich Ferdinand,
    ich habe ewigst im Innviertel gelebt. In der Ortschaft gab es ab 17:00 keine Busverbindung mehr nach Aussen. Ohne Auto wären die Kids niemals zum Sportverein oder Schulveranstaltungen gekommen. Im Winter bei manchmal -15Grad oder weniger fährt keiner mehr Rad.
    Dann in die Stadt gezogen, gab ich mein Auto auf als es mir die Freundschaft kündigte und kaufte kein neues.
    Meine Sozialkontakte zu den Menschen am Land litten jedoch darunter. Entweder hätt ich mir

  2. oh ich wollte nicht senden, sorry ..[kannst du die beiden Teile zusammenfügen => Danke!]
    also meine Sozialkontakte litten darunter. Weil ich mir nicht jedes Mal ein Zimmer mieten hätt können, um diese Menschen von damals am Land besuchen zu können. Oder jedes Mal ein Auto mieten, was auf die Dauer sehr umständlich und sehr teuer ist und jedwede Spontanität verhindert.
    Und ja Autos zu mieten für solche Strecken kommt auf die Dauer teurer als ein eigenes Auto.

    Ich habe wieder ein Auto. Fahre deswegen damit auch extremst selten, kann aber wieder meine Bekannten und Freunde besuchen, wenn es passt und vor allem auch einfach mal so zu meiner Familie fahren, ohne dafür gleich einen ganzen Tag oder zwei einplanen zu müssen.
    Ich fahre gerne Bahn, ich liebe dies. Doch ich erkannte ganz ohne Auto bin ich derart eingeschränkt, dass es unmöglich ist für mich.

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