Bitte zuerst in der eigenen Pfarre anfragen

Wieder Neuschnee in der Nacht und während des Gehens. „Gutes Wetter hast du dir nicht ausgesucht“, meint ein Passant. der mich bei der Autobahnbrücke anspricht und auch aus den Medien erkennt. „Es geht nicht schöner, weil in diesem unberührten reinen Weiß ist Linz selten erlebbar“, meine ich. Gerechnet habe ich allerdings nicht, dass der Aufstieg vom Gründberg in Richtung Gis und weiter nach Kirchschlag das stärkste Stück der achttägigen Tour geworden ist. Tiefschneepilgern pur.

Eine besondere Anbetung

Mein Kopfpolster ist diesmal im Pfarrhof der Stadtpfarre Urfahr. Nach dem Vortrag in Christkönig gehen wir „nach Hause“ und sitzen noch lange zusammen. Es ist ein aufmerksames Erzählen von verschiedenen Erlebnissen der letzten Zeit und ich freue mich innerlich, „dass wir in Zukunft so viel miteinander zu tun haben“. Helmut Part ist Regionaldechant für die vier Dekanate in der Region Linz, die ich gerade besuche. Er ist auch Schwerhörigenseelsorger und manchmal denke ich, dass das einen Menschen besonders hörend macht. Ich gehe in die Frühmesse und bleibe auch bei der donnerstäglichen Anbetung. Sie hat mich angerührt. Helmut sitzt auf einem Gebetsschemmel davor und wir beten gemeinsam die Namen-Gottes-Litanei. Dazwischen immer viel Stille. Ich fühle mich „beschienen“. Am Schluß geht er mit der Monstranz und segnet vor dem allgemeinen Segen einzelne Personen und zusammen sitzende Gruppen. „Ich bin gemeint“, spüre ich bei dieser Zuwendung Gottes an uns.

Ist Grau eine Farbe?

Im Kopf habe ich das Bild schon mit, dass mich in der Hl. Geist Pfarre ein „nackter Betonbau“ erwartet. Das daneben liegende Volkshaus ist weiß und die evangelische Kirche hat einen Lichtturm. An diesen Sichtbeton müßte ich mich gewöhnen wie damals 1982 an den Dom. Ich verweile im Kirchenraum, der Kreuzweg fällt mir auf und zwei große Teppiche wollen Farbe ins Spiel bringen. „Es darf hier nichts verändert werden“, bestätigt Pfarrer Thomas Mazur im Gespräch bei Kaffee und Kuchen. „Es ist für die Leute schwer zu fassen, dass nach der Innensanierung alles gleich ausschaut wie früher“, meint er. Man spürt, dass der Pfarrer den Hunger der Leute nach Farbe spürt und versteht. „Bei der anstehenden Außengestaltung herrscht Ratlosigkeit, weil alle bisherigen Sanierungen solcher Bauwerke schief gegangen sind“, klingt Thomas nicht gerade zuversichtlich. Ich spüre aber, dass hier eine vielfältige und lebendige Gemeinschaft beheimatet ist und einladenden Raum schafft. Worte wie „leidenschaftliche Spiritualität“, „Quellensuche“ und „natürliche Gemeindeentwicklung“ zeigen von einem professionell gestalteten Weg in die Zukunft.

Der immerwährende Hinweis auf die eigene Wohnpfarre

Wäre die Kirche St. Magdalena auf dem Platz oben am Berg noch nicht errichtet, sie müßte heute genauso errichtet werden wie sie dasteht: Klare Position, ein ansprechendes Gelb und als Kirche klar erkenntlich. Wahrscheinlich rufen deshalb so viele wegen Taufen und Hochzeiten an, weil viel Linzer diese Kirche von weitem als solche erkennen. Während ich mit dem Pfarrer rede, läutet das Telefon. Die Sekretärin hebt ab und erklärt dem Anrufer, dass er zuerst in der Wohnpfarre nachfragen soll wegen der Taufe. „Jetzt musst du hinhören“, meint Fritz Hintermüller: „denn das ist jetzt eine ganz typische Anfrage.“ Es werden in so einen Fall zuerst alle auf die eigene Wohnpfarre verwiesen und wenn ein Termin frei ist, muss sich die Familie oder das Brautpaar den Zelebranten mitbringen. „Sonst wäre das nicht zu schaffen“, meint der Pfarrer. Der Friedhof ist eine große Identitätsklammer. Der Kirchenraum selber hat tatsächlich einen schönen und für mein Gefühl  auch einen direkt wohnlichen Charakter. Eine Hochzeits- oder Taufkirche wie im Film und was braucht der heutige Mensch mehr? Mir fällt jenes Brautpaar ein, das unbedingt in Kirchschlag heiraten wollte, weil sie im Internet eine Kirche mit rotem Teppich suchten. Das Foto mit rotem Teppich war noch im Internet aber der Teppich war nicht mehr in der Kirche. Sie waren sehr enttäuscht. Da sieht man, worauf es wirklich ankommt ;-).

Die gute Ankündigungsposition immer gut genützt

Nach gut 20 Minuten bin ich in meiner letzten Pfarre angekommen: St. Markus am Gründberg. Es ist späte Mittagszeit und so treffe ich im Pfarrhaus niemand an. Ein Kirchenbesucher spricht mich in der Kirche an: „Sie müssen sich unbedingt die wunderbaren Arbeiten in der Wochentagskirche anschauen, die Krippe und die Bibel aus Ton  ist besonders schön.“  Ich bleibe aber noch in der von Wulz künstlerisch konsequent gestalteten Hauptkirche. Das Licht fällt auf die Orgel und das Kreuz.  Dann gehe ich hinüber und schaue mir die Krippe und die Bibel in Ton von Robert Himmelbauer an. St. Markus ist jene Kirche, an der ich sicher am öftensten am Weg zur Arbeit vorbeifahre. Ich gehe dann rund um das Haus und sehe im Garten das angepflanzte Labyrinth.  Eine große Plakatwand kündigt von der Straße aus immer sichtbar die Veranstaltungen an, heute den Pfarrfasching. Bilder aus dem Vorjahr zeigen, dass es lustig zugeht. Christen verstehen Spass, von St. Markus weiß man das auch gesichert.

Der lange Weg zurück nach Kirchschlag

Am Vormittag habe ich schon zwei Angebote bekommen, dass ich nach Kirchschlag mitfahren kann. Ich möchte aber  ganz konsequent bleiben und gehe von Gründberg hinauf Richtung Gis und hinüber nach Kirchschlag – zu Fuss. Es war eine echte Herausforderung, weil mehr Schnee gefallen ist als ich gedacht habe. Außerdem wurde der Wind immer mehr, je höher ich ins Mühlviertel hinaufstiege. Kurz vor der Annakirche von Kirchschlag treffe ich auf einen Schitourengeher, der von Wildberg zum Gipfelkreuz am Breitenstein geht und nachher wieder abfährt. „Mir ist es genau so ergangen wie ihnen, nur nicht von den Medien berichtet“, meint er und erzählt mir seine Geschichte der Entpflichtung. Mir wird dabei kalt, weil ich vorher geschwitzt habe und diese Erfahrung auch nicht gerade wärmt. In der Kirche zünde ich zwei Lichter an: eines dem hl. Antonius als Dank dafür, dass ich nicht verloren gegangen bin, und dem seligen Franz Jägerstätter als Bitte, dass mein Gewissen im jesuanischen Geist geschärft werde. Müde, dankbar, voller Eindrücke, Ideen und Zuversicht steige ich daheim über die Türschwelle.

Am Montag starte ich offiziell meine neue Aufgabe als Leiter der Citypastoral und in der Koordination der Region Linz.  Ich bleibe erreichbar unter ferdinand.kaineder@gmail.com  und werde diesen Blog mit meinen Erfahrungen und Gedanken weiterschreiben.

2 Kommentare

    • Barbara Thielly auf 29. Januar 2010 bei 12:03

    Vielen, vielen Dank für Deine sehr interessanten Blog-Einträge: Ich habe sie regelmäßig gelesen und ich muss sagen: Es ist für mich als junge Theologin immer sehr motivierend mit dir -durchs Lesen verbunden – unterwegs zu sein. Ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit (bin gerade im Pfarrpraktikum in Traun) und danke nochmals für all das positive Nach-Vorne-Schauen. Danke für deine ZuGÄNGE!
    Barbara

    • Sonnenschein auf 29. Januar 2010 bei 16:18

    Schade, dass deine Berichte lesen sich immer so schön bis zu der Stelle wo du schlecht über jemand denkst.

    Warum ist denn da immer dieser Stachel, der dich verbittert und dich schlecht über andere denken lässt.

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