Das Evangelium „freischaufeln“ – vor allem in der Kirche

Zwei ganz interessante Meldungen sind  mir  in den letzten Stunden zugefallen. Die erste: “ Auch wenn kirchliche Interpreten noch so oft den Zusammenhang von Säkularisierung und Moralverfall beschwören mögen – empirisch gibt es dafür keinen Beleg,“  betonte der Religionssoziologe und Leiter des Erfurter Max-Weber-Kollegs für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien  Prof. Hans Joas bei einer Tagung am 11./12. Oktober zum Thema „Wie wird der Glaube glaubwürdig?“ an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz: „Auch die These, dass Säkularisierung als komplexer Prozess der Zurückdrängung der Religion und ihres Geltungsanspruchs aus dem öffentlichen Raum mit einem Niedergang der Religion an sich führe, gilt laut Joas als nicht mehr haltbar.“

Neuevangelisierung in der Kirche selber

Joas spricht von Religion und nicht von Kirche – nicht von der römisch-katholischen Kirche, nicht von der Institution. Denn diese sieht in der Säkularisierung ihren Hauptfeind. Dort wird Säkularisierung und Verfall der Werte ident verwendet. Zumindest habe ich das sehr oft aus dem Mund des Linzer Bischofs so gehört und er hat sich dabei immer auf die Einschätzung „oben“ berufen. Deshalb gründet der Papst ein eigenes Ministerium für Neuevangelisierung und meint damit die „Etablierung des alten Geschirrs“ zur Bewältigung der „neuen Sichtweisen und Einstellungen auf Basis der Menschenrechte“. Dass eine Frau an sich nicht weihefähig ist, dass es in der Ehe kein Scheitern geben darf, dass es für Priester nur eine verpflichtende  Lebensform geben darf, dass die Sexualität nach wie vor schräg angeschaut wird,  sind die alten Gefäße, mit denen ein offener, jesuanisch denkender und fühlender Christ und Katholik sich schwer tut. Deshalb meine ich, dass es mehr ein Ministerium zur Evangelisierung der Kurie und des Vatikan selber braucht.

Ich bin überzeugt: Das Evangelium ist in jedem Menschen eingepflanzt. Wir brauchen es nur freischaufeln und gemeinsam leben. Die römisch-klerikale Kirche soll uns bitte daran nicht hindern und Barrieren  beim Weitergehen aufbauen.  Aber das führt zur dritten Meldung, die mir gerade im „Reader“ unterkommt: Laien noch mehr in kirchliche Ämter einbinden. ( http://bit.ly/dCluKO )

1 Kommentar

    • Stelzhammer Helga auf 13. Oktober 2010 bei 13:35

    Ich kann mich dem oben Geschriebenen nur anschließen.
    Ich bin eigentlich nur mehr als Dekanatsleiterin, in der Krankenhausseelsorge und im Arbeitskreis der Diözese für Homosexualität tätig, weill ich davon überzeugt bin, dass ich dazu beitragen und aufzeigen will und muss, dass das Evangelium lebbar ist und man die Institution Kirche leider dazu braucht um als Christ öffentlich „arbeiten“ zu können.

    Mit viel Gottvertrauen und lieben Grüßen an Sie,
    Helga Stelzhammer

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