Denkt nach

Irgendwie scheint eine ganz unbändige Hoffnung am Werk zu sein. Die Amazonien-Synode wirkt derzeit als Hoffnungsfokus. Ich bin überzeugt, dass dort die Zukunft geschrieben wird. Dort wurde auch die Theologie der Befreiung buchstabiert, die vom polnischen Papst Johannes Paul ausradiert wurde. Zumindest hat er die Dynamik genommen, indem er erzkonservative Bischöfe ernannt hat. Zurück zur Synode.  Die Salzburger Nachrichten geben dem heute eine ganze Seite. Verheiratete Männer und die Rolle der Frauen sollen in der Kirche neu kreiert werden. Von Weihe ist die Rede. Zulehner ist der Hoffnungstreiber. Aber der Papst hält, so liest man wieder in der Kathpress, am Zölibat fest. Und alle spüren, dass diese klerikal geordnete Männerkirche weltweit irgendwie am Ende ist. In Europa sehen wir das mit freiem Auge. Die Altäre werden durchwegs von alten Männern bedient. Ausnahmen bestätigen die Regel. Aber auch in anderen Kontinenten ist es nicht besser. Auch das Ordensleben in der bisherigen Form findet nicht den Nachwuchs, gerade auch in Europa, den sie erhoffen. Die Ordenscharismen sind dabei, sich mit neuen Frauen und Männern zu verbünden. Ein Video zeigt hier den Weg.  Das freikirchliche Stadthallenereignis bringt es nochmals auf den Punkt, dass neue Dynamiken am Werk sind, die die römische Kirche – also unsere Bischöfe – nicht auf die Füsse bringen. Wohlgemerkt: Ich stehe den Halleluja-Shows kritisch gegenüber. Herausgehoben, um dann wieder im Alltagsdreck weiterrobben zu müssen. Fundamentalismen, die sich beispielsweise in Phobien gegen Homosexuelle auswachsen. Das sei nur ein kurz-er Seitenblick.

Worauf es ankommt

Die Kirche und der Papst „denkt nach“. Das finde ich gut und wichtig. Dieses Nachdenken ist seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil aber eine „permante Ausrede“, eine Hinhaltetaktik, die sich mit den Lebenshaltungen einer vernetzten und säkular geprägten Welt nicht mehr ausgeht. Jesus ist eine attraktive Person und Wirklichkeit, das Gefäß „Kirche“ ist die unpackbare Hürde für viele. Dieser Tage hat es wieder einmal eine 23-jährige Frau auf den Punkt gebracht: „Solange ich als Frau nicht selbstverständlich weihefähig für alle Ämter bn, ist das alles unglaubwürdig.“ Nachdenken hin, nachdenken her. Da gebe ich ihr recht. Heute haben wir in einem Gespräch jenen Punkt angesprochen, an dem die Hierarchie scheitert. Die Taufe ist das Sakrament schlechthin. Nicht die Weihe. Und die Ordnung und das Tun der Kirche muss so geordnet, gestaltet, geöffnet werden, dass die Taufe voll zum Leuchten kommt. Bei jedem und bei jeder einzelnen. Denn: Wir alle – Frauen und Männer  – sind PriesterInnen, ProphetInnen und KönigInnen. Das genügt doch, um Frauen und Männer mit den „heiligen Handlungen“ (Liturgie, Verkündigung, Caritas und Gemeinschaftsbildung) zu beauftragen. Da geht es nicht um Status oder gar Macht, wie eine kleine Gruppe von Priestern in OÖ meint. Es geht ganz einfach um den Dienst am Menschen um der Menschen willen. Das kann doch nicht so schwer sein, oder?