Die Mitte der Welt ist ein Stall, ein Futtertrog, ein Kind darin. Das ist eine wagemutige Behauptung, die so gar nicht dem Erscheinungsbild dieser Welt heute entspricht. Da haben sich ganz andere Dinge breit gemacht, als Mittelpunkt der Welt in Szene gesetzt, behauptet, eingerichtet. Nennen wir sie nicht, um ihnen keine Bedeutung zu geben. Krieg und Ungerechtigkeit, Ausbeutung und immerwährendes Wachstum ist ihre Triebfeder und Wirkung, Selbstbeschädigung inklusive. Wer nicht fähig ist, den Blick zu weiten, könnte verzweifeln, in Zynismus und „eh wurscht“-Haltung abtriften.
Wir spüren allerdings eine tiefe Sehnsucht, die sich dieser Tage bei den meisten Menschen breit macht. Da ist etwas ganz anderes. Da kommt uns doch dieses Kind in der Krippe entgegen, damals wie heute. Das Kind drängt allerdings nicht in die Mitte, sondern macht einen Raum auf, ganz draußen, ganz weit draußen, weil in der Mitte drinnen kein Platz war. Das Kind draußen ist umgeben von der Solidarität derer, deren Lebenswelt das Draußen ist, den Hirten, ja, den Tieren. Selbst die königliche Macht spürt den Magnetismus dieses friedlichen und solidarischen Draußen und bricht auf, hinaus zum Kind. Die einen mit Milch, Brot und Honig, die anderen mit Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Wer sich sensibel gehalten hat in diesen gereizten konsumgetränkten Tagen, wird das tiefe Geheimnis des Lebens kommen hören. In der Stille, im Lauschen, im Zusammenschwingen. Das Leben, ja, das Leben kommt uns im Kind entgegen, zeigt sein Gesicht und lässt uns hoffen, auf Liebe, Gerechtigkeit und Frieden. Klingt pathetisch, ist von diesem Leben, diesem Kind ganz konkret gemeint.
Tiefe und Frohe Weihnachten!
ferdinand