Jesus, Stein und Blume

Gefühle, Harmoniewünsche und Durchatmen umkreisen vielfach das Weihnachtsfest. Menschen wollen Zusammengehörigkeit erleben, „der banalen und oft grausligen Welt ein wenig entrinnen“. Heile Weihnachtswelt unter Christbaum. Ein absolut verständlicher Wunsch. Und doch gehören wir genau in diese Welt, in der wir genau jetzt leben. Das Ausblenden oder Zudecken hilft nur kurzfristig. Wir haben als KA für die Krippe daher eine Idee wahrgenommen, „ent-wickelt“ und ausgedrückt.  Dahinter steht der Wunsch, dass die „ganze Welt heil werde“, von Lieblosigkeit und Ungerechtigkeit befreit, diese gemindert werde. Das Kind in der Krippe kann (erst) so eine wirklich heilsame Wirkung auf uns und mit uns entfalten.

Es geht um einen „Stein des Hasses“ und um eine „Blume der Bedrängten“, die wir in die Krippe dazulegen wollen. Ein ausgibiges Durchstreifen der Natur und der Wohnung lässt wahrscheinlich beides finden. Vielleicht hast du auch die Möglichkeit, von dieser Idee zu erzählen, sie weiterzugeben. Nochmals: Das ist keine organisierte Aktion, sondern eine Idee zum guten Leben für und mit allen heute.

Und warum?

In einer Presseaussendung haben wir das so zusammengefasst: „Die beiden Zeichen stehen dafür, dass wir in besonderer Weise den überall aufkeimenden Hass, die weitverbreitete Gier und alle menschenverachtenden Tendenzen bewusst bedenken und „bebeten“. Der Blick auf die Krippe, auf das Kind, auf Jesus kann uns in dieser Situation Orientierung und Heilung schenken. Wer Jesus schaut, sieht Gott. Das tiefe Geheimnis des Lebens sehnt sich nach Frieden, Versöhnung, Mitweltgerechtigkeit und Fairness. Dieser Lebenswunsch möge sich überall ausbreiten, in einem respektvollen Mit- und Nebeneinander auf dieser Erdkruste.Wir verbinden mit diesen beiden Zeichen die Sehnsucht nach Frieden, und inständig bitten wir die politisch Verantwortlichen, dem Frieden uneingeschränkt zum Durchbruch zu verhelfen, jedwede Feindbilder und Sündenbockmechanismen außer Kraft zu setzen und diese nicht weiter als miserables Handwerkszeug zum Politisieren einzusetzen. In besonderer Weise denken wir auch an die Stärkung eines hellwachen Bewusstseins, das den subtilen Formen von Gewalt und Menschenverachtung in den neuen Populismen gewachsen ist und diesen kritisch gegenübersteht.

Gott ist im Fremden gekommen

Immer mehr Menschen gehen am Heiligen Abend und zu Weihnachten in die Natur. Sie spüren die heilsame Wirkung und den tiefen Frieden in ihr. Sie schmücken auf einfache Weise einen Baum und spüren dabei, dass die Krippe in Erinnerung an die Geburt Jesu eigentlich draußen und Gott im Fremden, bei den Geringsten, den Hirten Platz gefunden hat und heute findet. Wir erinnern und ermutigen die Kirche selber als soziales Lebewesen und gleichzeitig als Institution, aufzubrechen in die Fremde nach draußen, Privilegien und anschmiegsame Gewohnheiten angesichts des Kindes draußen aufzubrechen. Das Kind kam nicht im Zentrum der Macht zur Welt, hat nicht in großen Häusern Platz gefunden. Die Kirche als ganze muss gerade zu Weihnachten draußen Platz nehmen, in der Kälte der Bedrängten, in der Unsicherheit der Flüchtenden, auf den Wegen der Heimatlosen.

Die Feindseligkeiten aufbrechen

Wir wissen uns in diesem Anspruch mit Papst Franziskus verbunden, der immer wieder die Selbstreferenzialität der Kirche und des Klerus geißelt. Dieses „Draußen“ durchbricht die Herzlosigkeit gegenüber allem Fremden und Ungewohnten. So wie eine Beheimatung und ein Wohlfühlen zum Leben und zu Weihnachten gehört, so muss die Sensibilität für die und das Interesse an den Notleidenden und den Bedrohungen unserer Zeit da sein. Es darf kein Weihnachten ohne das Aufreißen verhärteter Herzen geben, gerade auch in der Kirche selber. Erst das tiefe Eintauchen im Anderen, im Fremden, ja im „Feind“, wird Frieden und Versöhnung hervorbringen können.

Dem convivialen Leben Raum geben

Es ist uns weiter ein besonderes Anliegen, dem „convivialen Leben“ wieder mehr Bedeutung zu geben, diese Lebensart zu pflegen und den „technogenen Habitus“ bewusst zurückstellen. Gastfreundschaft muss der Ausgangspunkt für alles sein, die Freude an Überraschungen und eine Art von glücklicher Genügsamkeit. Die Kraft des Singens und des gemeinsamen Betens wird so spürbar, die Meditation und die Stille vor der Krippe machen uns mittiger. Im Gegensatz dazu steht das technogene, algorithmusbasierte Lebensmodell mit der Selbstoptimierung aller Lebensbereiche. Das für die Erdkruste nicht mehr verträgliche Wachstumsdenken, die Beschleunigung aller Lebensbereiche und die innere und äußere Distanziertheit zu Notleidenden und Bedrängten müssen gerade in den Weihnachtstagen abnehmen.Im Sternsingen der Katholischen Jungschar sehen wir eine besondere Form des convivialen Lebensmodells. Die Dreikönigsaktion findet „draußen an den Türen“ statt. Mit Blick auf und den Glauben an eine mögliche globale Gerechtigkeit und Fairness gehen Kinder und Erwachsene von Tür zu Tür, für sie persönlich in die Fremde, und erzählen vom Segen durch dieses Kind Jesus in der Krippe. Friede und Segen breiten sich so in besonderer Weise aus. Gerade das Sternsingen zeigt uns: Weihnachten ist in Wirklichkeit immer wieder draußen.

#kaoe