Der große politische Theologe Johann Baptist Metz war 1981 „Gegenstand“ meiner Diplomarbeit. 2019 ist der führende Befreiungstheologe Europas verstorben. Ihm verdanke ich ein Weltverständnis, das uns gerade jetzt, hier und heute helfen kann, der Erdkugel mit Respekt und in Demut zu begegnen. Wir leben auf ihr, der Mutter Erde. Wir sind maximal „Gast auf Erden“. Diesen kurzen Textabschnitt aus meinem Buch stelle ich an den Anfang von 2021.
„Die Welt ist nicht Gegner, sondern Erfüllung der Verheißungen Gottes. Deshalb spricht er von der tiefen Verweltlichung der Welt. Wenn die Welt in ihrer Gestalt in Erfüllung geht, dann hat die Schöpfung Gottes ihr wahres Gesicht angenommen. Der Mensch entpuppt sich allerdings als Räuber, als Weltausbeuter, als Fremdgänger. Er hat die Spur Gottes verlassen. Er sucht den Eigennutzen vor dem Gemeinwohl und holt sich, was er nur kann. „Macht euch die Erde untertan“ hat er komplett falsch verstanden. Die Enzyklika Laudato Si’ von Papst Franziskus beschreibt eindringlich dieses „Alles ist mit allem verbunden“. Der Papst fordert zum Widerstand gegen die Ausbeutung der Mitwelt in Gestalt durch den Menschen auf. Nicht mehr Umwelt, sondern Mitwelt. Ein Paradigmenwechsel. Wir kennen das vom Mitmenschen. Die Welt haben wir aber objektiviert, uns herausgehoben und gegenüber Platz genommen. Geht nicht, sagt Laudato Si’. Wir sind Teil dieser Welt, Schöpfung.
Die Kirche als Ganze hat hier eine ganz besondere Aufgabe und Mission, der sie in voller Breite noch kaum nachkommt. Mit Fridays for Future und anderen ökologischen Bewegungen nimmt das Bewusstsein Fahrt auf. Metz hat bei mir ein schönes Bild hinterlassen, was die Kultivierung und Motivation zum Widerstand angeht. Er schildert, dass gesellschaftlich der Kampf David gegen Goliath stattfindet. Das Große fährt über das Kleine drüber. Zu oft und zu gerne ist auch die Kirche bei den Mächtigen und Großen, weil sich das Leben reicher und bequemer gestaltet. Nein, sagt Metz, die Kirchen sind David und die Theologie sitzt hinter dem Ohr des David und ermutigt und inspiriert ihn im Kampf als „Einflüsterin“. Widerständige Pioniere haben es oft schwer, einen Platz zu finden. Meine Erfahrung bei den Ordensgemeinschaften hat mir auch gezeigt, dass es dort wenige gibt, die wirklich Widerstand leisten und mit einer tiefen und großen Radikalität ans Werk gehen. Die Ordensgründerinnen und Ordensgründer haben fast alle diesen „Widerstand gegen das Faktische“ als ihre Berufung gesehen.“ (s 37/38).