Ein Wachgerüttelt zur Rasanz der Zeit

„Wir waren jene, die wussten, aber nicht verstanden, voller Informationen, aber ohne Erkenntnis, randvoll mit Wissen, aber mager an Erfahrung. So gingen wir, von uns selbst nicht aufgehalten.“ Das sagte Roger Willemsen bevor er 2016 starb. Er wollte ein Buch schreiben mit dem Titel „Wer wir waren“. Es wäre ein Plädoyer für die Abspaltung, ein Herausnehmen aus der Rasanz der Zeit geworden. Es ist unbestritten, dass die Zeitwahrnehmung eine Beschleunigung erfahren hat. „Haltet die Zeit auf“, rufen manche. Dabei müsste diese Botschaft an uns selbst gerichtet werden: „Steigt aus dieser Zeitmaschine aus.“

Aussteigen ist ein Einsteigen

Ordensleute und darüber hinaus viele Christinnen und Christen tun das immer wieder, wenn sie beten, innehalten, meditieren. Heraussteigen und einsteigen in das „Stundengebet“. Dieses Innehalten ist aber kein „Zeit aufhalten“, sondern ein sich bewusst in das Hier, das Jetzt und dieses Heute stellen. Es ist eine andere Wahrnehmung: bereit werden für das Engegenkommende, von Gott, von Menschen. Es ist ein Dank an Gott, der Leben fließen lässt. Nicht langsam oder schnell, sondern aus der Quelle der Liebe, die Jesus in besonderer Weise freigelegt hat. Erst diese Tiefe, diese Hinwendung und Offenheit dieser Quelle der Liebe gegenüber lässt Verstehen, Erkennen, Wissen und Erfahrung wachsen. „Zeit“ ist ein Totschlagargument geworden. Sich selbst und vor allem auch den Mitmenschen gegenüber. „Ich habe keine Zeit“ schlägt alles. Vor allem das Hier und Jetzt.  Darum: Halten wir uns auf.