Es gibt nichts gratis

Täglich dieselbe Situation. Die Behälter der Gratis-Zeitungen vor den Öffis hier in Wien sind früh am Morgen prall gefüllt. Spät abends sind sie leer und je später der Abend, umso mehr ist der Boden der U-Bahn damit gepflastert. In der U-Bahn wird nicht gesprochen, sondern gelesen und geschaut. Der Lesestoff ist gratis.

Gratis?

ONNicht nur das Wort macht mich stutzig, sondern diese behauptete Tatsache. Schon seit langer Zeit gibt es für mich nichts gratis oder supergünstig. Diese „Tatsache“ wird von mir immer mit der Gegenfrage konfrontiert: Wer hat mir das bezahlt? Anhand dieser Frage wird mir jedes Mal klar, wer von mir etwas will oder wer mit mir etwas im Schilde führt. Bei der Gratis-Zeitung sehe ich das auf den ersten Blick. Die erste Werbeeinschaltung sagt mir: Kauf! Auch Facebook, Twitter und alle Social Media sind „gratis“. Wer hat mir das bezahlt? Da ist ein Stück Werbung und dann wird es schon tiefsinniger. Meine Daten sind „etwas wert“. Ich bekomme nichts gratis, sondern ich gebe mich oder sehr viel Persönliches von mir. Ich bezahle mit mir. „Supergünstige Bankkonditionen“ stehen im Raum. Auch hier die Frage: Wer bezahlt den Rest? Auch da sind viele dabei, „sich selber schleichend zu verkaufen“. Es gibt nichts gratis. Wer hat mir das bezahlt? Im Endeffekt bin ich es selber. Die Umwege und Schleichwege sind uns nur nicht bewusst. Daher: täglich aufwachen und bewusst entscheiden. Es gibt nichts gratis.

[Diesen Kommentar habe ich für das neue Ordensmagazin ON unter der Ruprik „wachgerüttelt“ auf der letzten Seite verfasst. Das ON kann tatsächlich gratis mit einem Email bestellt werden.]

1 Kommentar

    • SteffenAusHH auf 7. Mai 2013 bei 12:08

    Guter Blogpost: wenn etwas gratis ist, dann bin ich nicht Kunde, sondern Ware!

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