Es gibt sie, die „Handyfinder“ und „Briefmarkenverlängerer“

Die Welt ist besser als ihr veröffentlichter Ruf. Hier ist die Rede von Menschen, die den Ruf verbessern. Der Nebeneffekt: Ich wurde absolut positiv überrascht. Mein Missgeschick wurde von anderen aufgehoben und nicht links liegen gelassen.

Handy hinterlegt

Schön langsam gehen meine Gedanken nach Wien. Vorfreude, Energie und gute Wünsche helfen den Gedanken beim Gehen. Natürlich ist damit verbunden, dass alte Gewohnheiten zurückstecken müssen und neue Wege und Rituale sich anbahnen. Klar ist, dass ich mich zu 99% auf öffentlichen Verkehrsmittel bewege. Das Auto ist mir in letzer Zeit ohnehin sehr verdächtig geworden. Mein Smartphone (um keine Marke zu nennen) bleibt mein treuer Begleiter. Bis gestern nachmittag. Es bleibt noch Zeit bis zu einem Termin. Ich gehe in den Alten Dom und nehme jene Schriften mit, die die Jesuiten dort den BesucherInnen anbieten. Damit setze ich mich auf ein Hauptplatzbankerl und lese darin. Das Handy für mich ungewohnt in der Tasche hinten. Wolfgang kommt zufällig vorbei, aufstehen, setzen, nettes Gespräch, aufstehen, setzen, lesen, aufstehen und zum Termin gehen. Nach etwa 10 Minuten merke ich: Das Handy ist nicht mit mir. Losstarten Richtung Hauptplatzbankerl und beim Laufen den Hl. Antonius anrufen. Er kümmert sich um Verlorenes. Kein Handy am Bankerl. Die dort sitzende Familie hat keines gesehen. Rundumblick. Nichts zu sehen und zu spüren. Verlust liegt in der Luft. Ein mulmiges Gefühl steigt auf. Nicht der Wert des Smartphones, sondern die aktivierten Funktionen beschäftigen mich. Was tun? Ich gehe zum Termin und bitte Georg, dass er mir sein Handy borgt, damit ich mein Handy anrufen kann. Erster Versuch. Sprachbox. Drei Minuten später meldet sich beim zweiten Versuch eine tiefe Stimme: „Hotel Wolfinger, Rezeption. Ja, das Handy wurde von zwei Touristen bei uns abgegeben. Sie haben es auf der Bank am Hauptplatz gefunden und sich gedacht, dass es hier in der Rezeption gut aufgehoben ist.“ Ich schließe die Augen, atme durch und weiß: Es gibt sie, die Menschen…

28 Cent fehlen

Ein Brief an den Landeshauptmann war angesagt. Ein Blatt Brief und zwei Blatt Beilage. Ein C6-Kuvert und 62 Cent Marke und für den Briefträger einfach hinaus auf meinen Postkasten. Der Briefträger nimmt solche Briefe immer mit. Danke. Auch heute. Aber. Am Nachmittag steht unser Nahversorger Thomas an der Haustür. Er betreibt auch die Postpartnerstelle. Er ist extra vorbeigekommen, zeigt mir den Brief und meint, dass 28 Cent fehlen. Ich bin überrascht und glaube es ihm. Ich gebe ihm die Cent und er rauscht wieder ab: „Sonst wäre der Brief wieder zurückgekommen“. Immer noch etwas staunend stehe ich in der Haustür und denke: Es gibt sie, die Menschen….

…verantwortlich handelnde…

Dieser Tage habe ich wieder im Buch von G. Hüther, Was wir sind und was wir sein könnten, gelesen. Er schreibt dort über jene Menschen, die eine Transformation in die Freiheit geschafft haben: „Ihr Geheimnis ist ihre besondere Haltung: Offenheit, Verlässlichkeit,  Vertrauen, Dankbarkeit, Bescheidenheit, Achtsamkeit, Zugewandtheit und über allem: die Liebe. Diesen durch Erfahrung gereiften Menschen ist das Wohlergehen anderer Menschen wichtiger als ihr eigenes.“ Ich bin unendlich dankbar, dass ich dieser Tage eben jenen Menschen begegnet bin, die mein Missgeschick nicht ausgenutzt oder links liegen gelassen haben, sondern mir entgegengekommen sind.  In den „Mitteilungen der österreichischen Jesuiten“ lese ich am Hauptplatz eine Buchempfehlung. „Danke tausendmal. Warum es sich lohnt zu leben.“ von Gustav Schörghofer. Das Buch werde ich gleich bestellen. Weiterwachsen in Dankbarkeit.