Gerade sichtbar

Versunkenes Marterl

Das Mühlviertel in seinem Mittelland ist ein auf und ab. Auch am vierten Tag. Bisher: Die kleine Mühl, die große Mühl, die kleine Rodl, die große Rodl, heute die große Gusen, die kleine Gusen, zuletzt die Feldaist. Dazwischen Bächlein der verschiedensten Art. Das Wasser sucht immer von Norden nach Süden in die Donau. Es fließt und plätschert. Der Vogelgesang ergänzt die dauernden Naturschauspiele.

Der Aufstieg von der großen Gusen unten nach Alberndorf oben ist ein alter, uralter Fahrweg. Die Steine wunderbar verlegt, damit in früheren Jahrhunderten die Gespanne gut laufen konnten. Heute ist es ein Gehweg, weil Autos sich breitere und asphaltierte Flächen genommen haben. Bevor ich oben auftauche, kommt mir auf der linken Seite ein „versunkenes Marterl“ entgegen, eingewachsen in die Böschung, fast schon untergegangen. Gerade noch sichtbar. Wer länger hinschaut,  bekommt den Eindruck, als ob es in die Erde hineingezogen würde.  Meine Gedanken gehen heute öfters in kirchliche Gefielde und Institutionen. Was zieht sie hinein? Was lässt sie sinken? Was überwächst dieses alte Mahnmal, aufgestellt als Orientierung, aus Dankbarkeit und Hilfestellung für die, die hier vorbeikommen.

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Mittellandweg Tafel

Und dann denke ich an das Wasser, das einfach fließt, von der Schwerkraft ins Tal gedrängt, über Steine springend und manchmal einfach ruhig, ausrastend verweilt. Fluide Gedanken entstehen am Wasser und kristalline Gedankengänge am Stein. Loslassen am Wasser und Festhalten am Stein. Mehr Lebensmut, Lebensfreude, Lebensphantasie und Inspiration kommt mir derzeit am Wasser entgegen. Vielleicht sollten wir auch Kirche in die Nähe des Wasser rücken, Richtung Taufe mit Wasser und  fluider sehen. Übrigens: Die letzte halbe Stunde hat es geregnet. Alles ziemlich „fluide“ geworden.